Projekttage der 10./ 11. Klassen

Im Januar finden Jedes Jahr die Gedenktage der 10. bzw. 11.Klassen des HGT anlässlich des am 27. Januar stattfindenden Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus statt.

Die Schüler haben dabei die Wahl zwischen verschiedenen Projekten, in denen sie sich unterschiedlich mit dem Holocaust und anderen Verbrechen der Nationalsozialisten befassen. 


Gedenktage 2024

Anlässlich des Gedenktages der Opfer des Nationalsozialismus am 27.01.1945 gestalteten die Schüler*innen der Jahrgangsstufe 11 am Mittwochabend, 25.01.2024, eine Gedenkfeier, um an alle Opfergruppen zu erinnern.  Um diese inhaltlich vorzubereiten, arbeiteten die Schüler*innen am 24. und 25. Januar im Rahmen von zweitägigen Projekttagen in fünf thematisch verschiedenen Gruppen. Wahlweise aus einem künstlerischen, literarischen, politischen oder historischen Blickwinkel beschäftigten sich die Projektmitglieder mit der Thematik des Völkermords in der Zeit des Nationalsozialismus und dessen Bedeutung für unsere Gegenwart.

Unter der bundesweiten Maxime „Nie wieder ist jetzt!“ wurde die Gedenkfeier von der Projektgruppe V organisiert. Musikalisch gestaltet wurde die Feier durch ein Ensemble des HGT-Schulorchesters unter der Leitung von Frau Breiling sowie durch einzelne musikalische Beiträge von Valerian Gieseler und Eva Fusenig. (Nina Weidenbach)

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Projekt I:  Ehemaliges Konzentrationslager Hinzert

Am 24.01.2024 sind wir im Rahmen der Gedenktage mit der Projektgruppe „Gedenkstätte Hinzert“, in Begleitung von Frau Wicke-Freising und Frau Bretz, in das ehemalige SS-Sonderlager/ KZ Hinzert gefahren.

Der Tag begann mit einer Vorbesprechung in der Schule, wo wir uns in Themengruppen einteilten und erste Gedanken über die Fahrt äußerten. Mit dem Bus brauchten wir nur eine knappe halbe Stunde, bevor wir unser Ziel erreichten. Dort angekommen konnten wir uns direkt einen Eindruck von dem Gelände machen. „Ein Acker“ – das war das Erste, was uns in den Sinn kam, als wir das ehemalige Gelände des KZs erblickten. Doch sobald wir der Straße folgten und den Friedhof und das Dokumentations- und Begegnungshaus erblickten, veränderte sich das anfänglich trügerische Gefühl schnell. Auch wenn man keine physischen Überreste des Lagers erkannte, wurde man doch innerhalb des Gebäudes der Gedenkstätte von einem neuen Blickwinkel überzeugt.

Das SS-Sonderlager Hinzert diente in seiner Anfangszeit als Polizeihaftlager, welches hauptsächlich mit straffällig gewordenen Westwall-Arbeitern belegt war. Nach Kriegsbeginn wurde es in ein Konzentrationslager für Deportierte aus den von der Wehrmacht besetzten Ländern   umfunktioniert. Über die Jahre litten dort ca. 10 000 Männer unter dem Terror der SS. Dabei war Hinzert nur eines von 42 000 Konzentrationslagern, die über ganz Europa verteilt waren. Im KZ Hinzert wurden 321 bestätigte Todesfälle gemeldet, bei einem Großteil davon handelte es sich um Luxemburger Gefangene, weshalb Hinzert eine besondere Bedeutung für unsere Nachbarn hat. Allerdings waren es nicht nur Luxemburger, welche in dem Lager eingesperrt wurden, sondern Männer mit europaweiter Herkunft.

Im Gegensatz zu Auschwitz oder Dachau war Hinzert kein Vernichtungslager, sondern ein Arbeitserziehungslager, in dem die Insassen extreme Zwangsarbeiten ausführen mussten. Nichtsdestotrotz wurden dort Menschen gequält und gefoltert, wodurch vermutlich weit mehr als die gemeldeten 321 Männer ums Leben kamen.

Alexander Quack, ein Mitarbeiter der Gedenkstätte, gab uns eine sehr informative und engagierte Präsentation über das ehemalige KZ. Den Einstieg bildete ein Bilderrätsel, wobei wir jeweils eine alte Fotografie des Lagers bekamen und den genauen Standort des Fotografen anhand mehrerer Hinweise ermitteln sollten. Durch dieses interaktive Begehen des Geländes entstand ein komplett neues Bild des „Ackers“. Man konnte sich visuell vorstellen, wo die Baracken standen und die Insassen ihren Alltag verbrachten.

Nach der Besprechung der Bilder hielt Herr Quack einen Vortrag über einzelne Aspekte des Lagerlebens und ausgewählte Biografien von Opfern und Tätern. Diese Aspekte wurden mithilfe eines Geschichtskoffers mit zahlreichen Gegenständen und Originalzitaten illustriert, welche die Erzählungen von Herr Quack sehr gut untermalten.

Am Ende hatten wir noch kurz Zeit, uns intensiver mit dem Dokumentationsgebäude zu beschäftigen. Dort sind verschiedene Berichte und Biografien, Kunstwerke und alte Gegenstände aus der Zeit des KZ ausgestellt.

Das SS-Sonderlager Hinzert ist, auch wenn es so gut wie nichts von seiner ursprünglichen Gestalt zu sehen gibt, ein sehr eindrucksvoller Ort. Ein KZ, in welchem Menschen gelitten haben und gestorben sind, so nah an Trier zu wissen, vermittelt ein sehr bedrückendes Gefühl, welches einen dazu bewegt, der Gräueltaten zu gedenken und dafür zu sorgen, dass so etwas niemals vergessen wird.

Text: Nils Heck & Michael Koch, MSS 11,

Fotos: Martina Bretz

 

Projekt II: Künstlerische Auseinandersetzung

Im Rahmen unseres Projektes ,,Künstlerische Auseinandersetzung: Plakatkunst im Nationalsozialismus und heute“ unter der Leitung von Frau Apel haben wir uns mit kriegsverherrlichender, antisemitischer und menschenverachtender Propaganda zur Zeit des Nationalsozialismus auseinandergesetzt, diese analysiert und gemeinsam überlegt, wie wir Werke gestalten können, die Themen wie Homophobie, Krieg, Antisemitismus und Rassismus kritisch reflektieren und einen Gegenentwurf zeigen.

Nach einer kurzen Besprechung, in der sich jeder Gedanken um seine persönliche Botschaft gemacht hat, die wir in unserem individuellen Werk widerspiegeln wollten, haben wir mit der Gestaltung begonnen.

Unter Schlagwörtern wie Frieden, Liebe, Freiheit, Gleichheit und Diversität haben wir mit Inbrunst an unseren Werken gearbeitet, ständig mit der Botschaft im Kopf, die wir durch unsere Arbeit vermitteln wollten. Wir arbeiteten intensiv an unseren Leinwänden, improvisierten bei mangelnder Farbe und Material und erschufen somit Werke, die unserer Botschaft gerecht werden sollten.

Am Abend der Gedenkfeier haben wir unseren Mitschülerinnen und Mitschülern erklärt, mit welchem Ansatz wir an unsere Werke herangegangen sind, und welche Aussagen dahinterstehen. Es war uns wichtig, die Botschaft hinter unseren Bildern deutlich zu vermitteln und die Anwesenden an unserem Lernprozess teilhaben zu lassen.

Text: Maximilian Kasel, MSS 11,

Fotos: Elisabeth Apel

 

Projekt III: Literarische Bewältigung - „Dem Unsagbaren Stimme verleihen“

„Das Gedicht kann eine Flaschenpost sein, aufgegeben in dem Glauben, sie könne irgendwann an Land gespült werden, Herzland vielleicht.“ (Celan über das Schreiben von lyrischen Texten).

Kann man nach Auschwitz noch Gedichte schreiben?

Im Projekt „Literarische Bewältigung“ unter der Leitung von Frau Hering beschäftigten wir uns intensiv mit einem Gedicht des jüdischen Autors Paul Celan (1920-1970). Obiges Zitat ist Celans Ansatz als Möglichkeit der Verarbeitung des Grauens der Shoah und der Versuch, den unfassbaren Schrecken in Sprache zu fassen. Das kryptische und bildgewaltige Gedicht „Todesfuge“ (1944/1952), das den Lageralltag direkt und übergeordnet die Vernichtung widerspiegelt, ist beindruckende, zeitlose, verdichtete Lyrik.

Zur Einführung in dieses sensible Thema schauten wir uns eine Dokumentation über Heinrich Himmler an. Er war Leiter der SS und einer der größten Mitwirker des Holocaust. Durch die Dokumentation ist uns noch einmal die Unmenschlichkeit der Geschehnisse klar geworden, gleichzeitig wurde uns aber auch bewusst, wie „normal“ viele der grausamsten Massenmörder wirken würden, wenn man sie kennengelernt hätte. Der Autor - Paul Celan - selbst in rumänischen Arbeitslagern interniert, verarbeitet sein Erleben, so auch den Tod seiner Familie, in Gedichten. Er selbst definiert sein Leid als „das wirklichkeitswunde Unsagbare" und sagt über sich selbst, er sei „ganz Wunde, aber auch der Schmerz, überlebt zu haben". 1970 wählt er mutmaßlich in der Seine den Freitod.

Sein Gedicht „Todesfuge“ hat uns in den zwei Tagen begleitet und beschäftigt. Wir haben versucht, die Leiden über Worte zu erfassen, welchen die Menschen damals ausgesetzt waren. Besonders schockiert und berührt hat uns die Information, dass die „Schwarze Milch der Frühe“ nicht nur eine zentrale Metapher abbildet, sondern auch Realität der Lager beschreibt. Zitat Celan: „Das ist keine Redefigur und kein Oxymoron mehr, das ist Wirklichkeit.“ Weil die Verbrennungsöfen in der Endphase der KZs immerfort brannten und rußten, war ALLES von menschlicher Asche benetzt. Der nationalsozialistische deutsche, systematische Vernichtungstod „ist ein (zynischer) Meister aus Deutschland“. Auch „das ‚Grab in der Luft‘ […], das ist, in diesem Gedicht, weiß Gott weder Entlehnung noch Metapher. “ (Celan in einem Brief an Walter Jens). In den Todeslagern der Nazis wurde ein Teil der Verurteilten gezwungen, aufzuspielen, während ein anderer Gräber schaufelte („…stecht tiefer ihr einen, ihr anderen spielt auf zum Tanz“).

Im Versuch, die verschiedenen Sinnebenen des Gedichtes auszuloten - überhaupt den starken Worten Celans gerecht zu werden – inszenierten und versuchten wir viele verschiedene Vortragsarten, Rhythmen und Betonungen, um uns der Atmosphäre der Worte zu nähern und dabei die „Todesfuge“ auf tieferen Ebenen kennen zu lernen. Für die atmosphärische Präsentation des Gedichtes nahmen wir verschiedene Abschnitte und Rollenideen ein, um dessen antithetischen Aufbau und auch die Mehrstimmigkeit einer Fuge in unserer Inszenierung möglichst repräsentativ zu vermitteln.

Kleine schwarz-weiß gedruckte (Ge)denkzettel als Flaschenpost-Symbol unterstützten unser „Tod“flüsterndes Ausklingen.

Wir hoffen, dass unsere Art und Weise der Darstellung am Abend der Gedenkveranstaltung die Besucher auf eine langanhaltende, tiefere Art ins Denken gebracht hat. 

Wir hoffen, dass unser Beitrag auf Herzland getroffen ist. 

Text: Florian Welsch & Fenja Janke, 11 MSS,

Foto: William Roscher

 

Projekts IV: Rechts, Deutsch, Radikal, und der Antisemitismus

Am ersten Tag schauten wir uns eine Dokumentation namens „Rechts, Deutsch, Radikal“ an und arbeiteten danach in Gruppen unter Anleitung von Frau Stolz an Plakaten und Videos zur Umsetzung unseres erlernten Wissens zu aktuellen rechten Bewegungen.

Am nächsten Tag redeten wir mit Frau Schwickerath über die unterschiedlichen Arten von Antisemitismus und setzten uns im Anschluss kreativ mit ihnen beziehungsweise ihrer Prävention auseinander. Dabei entstanden weitere Plakate und Videos, aber auch „Jutebeutel gegen rechts“ wurden voller Tatendrang bemalt.

Im Anschluss an die Projekte fand am Donnerstagabend eine Gedenkveranstaltung statt, wo alle Arbeitsgruppen ihre bearbeiteten Themen vorstellten.

Abschließend kann man das Projekt als vollen Erfolg bezeichnen, da es uns alle ein Stück weit mehr zum Nachdenken und Handeln angeregt hat und uns einen emotionalen Bezug zu diesem komplexen Thema gegeben hat. 

Text: Lilli Wettke, MSS 11

 

Projekt V: Auseinandersetzung mit Gedenkarbeit und Gestaltung der Gedenkfeier   

Warum heute noch gedenken? Wieso ist es auch jetzt, 79 Jahre nach Kriegsende, noch wichtig, sich mit dem Holocaust, seinen Anfängen und seinen Folgen zu beschäftigen? Unsere Projektgruppe setzte sich unter der Leitung von Frau Weidenbach und Herrn Jakobs, sowie der Unterstützung von Frau Schäfer, zum Ziel, diese Fragen zu beantworten und damit die Gedenkfeier am Abend des 25.01.2024 einzuleiten.

Um in die Thematik hineinzufinden, haben wir uns den Kurzfilm „Spielzeugland“ von Jochen Alexander Freydank angesehen, der uns eindrücklich die Gefühle der Menschen angesichts der Deportation ihrer jüdischen Nachbarn nähergebracht und die ersten Impulse für einen Austausch über das Thema gegeben hat.

Auch in der Rede des ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog vom 19.01.1996, in der er die Notwendigkeit des Gedenkens und die Festlegung des 27. Januar als Gedenktag begründete, fanden wir unsere Ansätze wieder. Herzog fasste das Ziel des aktiven Gedenkens damit zusammen, Lehren zu ziehen und künftigen Generationen Orientierung zu geben - Denn nur die Kenntnis und das Verständnis der damaligen Ereignisse können eine Wiederholung verhindern. Herzog appelliert, nicht aufgrund einer Kollektivschuld zu handeln, sondern sich vielmehr der kollektiven Verantwortung, so etwas nie wieder geschehen zu lassen, bewusst zu werden. Aus dieser Aussage resultierte schließlich auch unser Motto für die Gedenkfeier: „Nie wieder“. Nie wieder dürfen wir ein solches Verbrechen wie den Holocaust geschehen lassen, weshalb auch wir dazu verpflichtet sind, unseren Beitrag zur aktiven Gestaltung der Erinnerungskultur zu leisten.

Nachdem wir uns ausführlich mit Herzogs Rede auseinandergesetzt hatten und dabei zu dem Fazit kamen, dass die Thematik heute noch mindestens genauso aktuell erscheint wie zu seiner Amtszeit, untersuchten wir Zitate aus politischen Reden, Leserbriefen und Songtexten auf konkrete Beispiele für Antisemitismus heute. In einer gemeinsamen Diskussion waren wir uns schnell einig, dass die Leugnung der Shoa und die Verbreitung von rechtem Gedankengut auch heute wieder vermehrt präsent sind und dass man rechtzeitig dagegen vorgehen muss.

Besonders deutlich wurde uns dies, als wir uns mit der Correctiv-Recherche zum Treffen rechtsextremer Aktivisten und Politiker im November 2023 beschäftigten. Nachdem wir erschreckend viele Parallelen zur Zeit des Nationalsozialismus gefunden haben, war es uns wichtig, diese auch den Anwesenden auf der anstehenden Gedenkfeier vor Augen zu führen. Dafür baten wir zu Beginn der Veranstaltung alle, die den von Rechtsextremisten genannten Kriterien zur Abschiebung entsprechen, sich von ihrem Platz zu erheben. So konnten wir exemplarisch die Größenordnung der vermeintlich „nicht assimilierten“ Personen und somit das Ausmaß der Vorhaben rechtsextremer Gruppierungen sichtbar machen. Mit den folgenden Worten erklärten wir den Anlass dieser Versinnbildlichung:

„Stellen Sie sich vor, alle, die jetzt gerade stehen, müssten Deutschland verlassen – und das nur, weil sie die vermeintlich falsche Hautfarbe oder Herkunft haben. Würde es nach dem rechtsextremen Aktivisten Martin Sellner gehen, wäre dieses Szenario bald Realität. Und damit ist er nicht allein: Auf dem Treffen rechtsextremer Gruppierungen im November 2023 sorgte sein Plan der sogenannten „Remigration“ ausnahmslos für Zustimmung unter den anwesenden Aktivisten und Politikern. Aus Sicht von Menschen wie Sellner müsse die „deutsche Identität“ bewahrt werden und damit alle, die nicht ausreichend „assimiliert“ sind – also nicht in das rechtsextreme Bild einer deutschen Gesellschaft passen – unter Zwang ausgewiesen werden. Auch wenn sie deutsche Staatsbürger sind. Es geht um Menschen, die in Deutschland geboren sind, in zweiter oder sogar dritter Generation. Menschen, deren Eltern oder Großeltern sich in Deutschland eine Existenz aufgebaut haben, Angestellte oder Unternehmer, die als deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger aus dem Land gedrängt werden sollen, abgeschoben in einen Musterstaat in Nordafrika.

Abgesehen davon, dass sich ein solch ungeheuerlicher Plan gegen die Gleichwertigkeit und Würde aller Menschen und damit gegen das Grundgesetz richtet: Kommt Ihnen dieses Vorgehen bekannt vor? Gab es in der deutschen Geschichte nicht schon mal eine solche Deportation von Menschengruppen, die als weniger wertvoll angesehen wurden und aus Deutschland vertrieben bzw. sogar ermordet wurden?“

Auch im Laufe der Veranstaltung nahmen wir uns vor, die Zuhörer*innen zum aktiven Mitmachen aufzufordern, indem wir Situationen nachstellten, in denen jeder persönlich aktiv Widerstand leisten kann und sollte. So riefen einige Schüler*innen und eine Lehrkraft aus unserer Projektgruppe in einer Unterbrechung des Programms Auszüge der rechtsextremen Zitate, die wir am Vortag zusammengestellt hatten, und forderten damit jeden im Raum dazu auf, sich dem entgegenzusetzen. Wir zeigten, dass solch feindliche Stimmen nur übertönt werden können, wenn es viele Gegenstimmen gibt, die sich erheben und ihren Widerspruch bekennen. Auch wenn es Überwindung erfordert, ist es die Pflicht eines jeden Einzelnen, sich gegen die menschenverachtende Haltung eines Mitmenschen positionieren – denn, wie die Triererin Gerty Spies in ihrem Gedicht „Des Unschuldigen Schuld“ beschreibt: Alle, die nur schweigend zusehen, stimmen dem Gesagten/Handeln auf diese Weise zu, verhindern ein rechtzeitiges Einschreiten und tragen somit ebenso Schuld wie die Täter.

Daher appellieren wir an alle Mitglieder unserer Schulgemeinschaft, verfassungswidrigen Organisationen, Worten und Taten keinen Raum zu geben, sondern stattdessen dagegen aufzustehen und sich besonders angesichts der aktuellen Entwicklungen aktiv für unsere demokratischen Werte einzusetzen!

Text: Mira Lutz, MSS 11

Fotos: William Roscher

Gedenktage 2023

Projekttage der Jahrgangsstufe 11 aus Anlass des Holocaust-Gedenktages 25./26.01.2023

Am 26.01.2023 gestalteten die Schülerinnen und Schüler der 11. Jahrgangsstufe des HGT um 18 Uhr eine Gedenkstunde, zu der die Schule anlässlich des Gedenktages der Befreiung
des KZ Auschwitz am 27.01.1945 eingeladen hatte. Am 25. und 26.01.2023 wurde zu der
Thematik der NS-Zeit und des Völkermords in insgesamt sechs verschiedenen Projekten
gearbeitet. Sowohl auf künstlerische, wie auch auf literarische und historische Weise
konnten sich die Schüler:innen der schrecklichen Taten bewusst werden und Lehren für die
Zukunft daraus ziehen.
Musikalisch umrahmt wurde die Feier durch ein Ensemble des HGT-Schulorchesters unter der Leitung von Frau Breiling, sowie Héloïse Neuberg (Klarinette, Gesang), Frau Form (Klarinette) und Herr Jakobs (Gitarre).
Für den Abend war die Aula mit dem diesjährigen Motto „Denk-mal!“, einer Ausstellung der AG „Grenzenlos gedenken“ und verschiedenen Bildern, die an die Wände projiziert wurden, passend gestaltet.

Link zum "News"-Beitrag

Jakob Braun


Projekt I: KZ Hinzert - Pölert. Ein ganz besonderes KZ?

Am 25. Januar haben wir mit unserer Projektgruppe „Hinzert“ an den Gedenktagen die Gedenkstätte SS-Sonderlager KZ Hinzert-Pölert besucht. Nachdem wir uns morgens in der Schule getroffen, dort eine Vorbesprechung gehalten und unsere Themengruppen eingeteilt haben, sind wir mit dem Bus nach Hinzert gefahren. Als wir ausstiegen schauten wir auf ein leeres Feld, neben dem ein scheinbarer Soldatenfriedhof lag und eine großes Gebäude, welches verdellt und rostig aussah. Das Gebäude war der 1. Platz eines Architekturwettbewerbs, welches danach noch mehrere Auszeichnungen bekam. Als wir schließlich in die innere Dokumentationshalle gingen und von den Mitarbeitern Herr Mertens und Katharina freundlich begrüßt wurden, bekamen wir eine Einführung in das Thema „Konzentrationslager Hinzert und Deutschland“.
Insgesamt gab es ca.42000 Konzentrationslager über die Jahre verteilt in Europa. Das KZ Hinzert wurde 1939 als Polizeihaftlager erbaut und stand bis März 1945. In dieser Zeit wurde es erstmals zu einem Arbeitserziehungslager umfunktioniert und später zu einem Konzentrationslager. Im Arbeitserziehungslager befanden sich die am Westwall eingesetzten Arbeiter, im nationalsozialistischem Sinn Straffällige und Arbeiter der Organisation TODT(OT). Das KZ war eine öffentliche Einrichtung, welche normal ausgeschildert war und durch das eine Verbindungsstraße zwischen zwei Orten durchführte. Oftmals gab es auch Veranstaltungen, wie Kinoabende. Jeder aus der Umgebung Hinzert war über das KZ informiert, schwieg aber darüber, auch noch nach langer Zeit, als die Mitarbeiter des Fördervereins für Gedenkstätten nach Informationen suchten, erzählte uns Herr Mertes, der selbst dabei tätig war.
Jedoch war das KZ Hinzert kein Vernichtungslager, wie viele andere bekannte Lager, sondern ein sogenanntes Arbeitserziehungslager. Dennoch wurden die Menschen dort gezielt gequält, den wahrscheinlichen Tod beabsichtigend. Durch Misshandlungen und schlechte Bedingungen kamen dort mindestens 321 Menschen ums Leben.
Nach der Aufklärung befassten wir uns in Gruppen mit den verschiedenen Opfergruppen und stellten diese vor. Wer war denn überhaupt in Hinzert gefangen? Insgesamt waren es im Zeitraum von ca.5 Jahren ungefähr 10 000 Männer die dort eingeliefert wurden und die zeitweise mit 1200 Häftlingen in Baracken mit der Kapazität von 560 Schlafplätzen untergebracht waren. Diese Männer wurden aufgrund ihres, von den Nationalsozialisten gesehen, „asozialen“, „widerständigen“ und „undisziplinierten“ Verhalten eingeliefert und sollten umerzogen werden. Zu den Opfergruppen gehörten Häftlinge aus besetzten Ländern wie Frankreich, der Sowjetunion und Polen, ebenso wie sogenannte Nacht-und-Nebel Gefangene, die spurlos aus ihrer Heimat verschwinden sollten und unter größter Geheimhaltung nach Deutschland ins KZ nach Hinzert verschleppt worden. Dabei hatten die Opfer striktes Postverbot, sodass die Angehörigen keinerlei Informationen über das Verschwinden ihrer Verwandten hatten. Gefangen gehalten wurden auch Zwangsarbeiter aus den eroberten Ostgebieten und größtenteils Luxemburger, die sich dem Widerstand gegen die deutsche Besetzung angeschlossen haben.

KZ Hinzert - Pölert. Ein ganz besonderes KZ?
Der Tagesablauf der Häftlinge war ziemlich strikt geordnet und anstrengend für die Insassen. Der Lageralltag begann um ungefähr 5 Uhr morgens mit dem Stubenappell. Anschließend ging es zum Waschen, Ankleiden und Zimmer-machen, woraufhin sie zum Frühsport auf dem Appellplatz gezwungen wurden. Nach anschließendem Frühstück, welches sehr mager war, wurden sie in schnellem Schritt zum Morgenappell gebracht. Bis 18 Uhr wurde zwangsgearbeitet, wonach es Suppe zum Abendessen gab und gegen 21 Uhr Bettruhe war. Jeden Tag wurde derselbe Tagesablauf durchgezogen. Ab und zu haben sich die Kommandanten einen Spaß erlaubt und die Häftlinge qualvoll lächerlich misshandelt und den Anwohnern, die auf der Straße durch das Lager gingen, zur Schau gestellt.
Das Lager bestand nicht nur aus dem mit Schiefer ausgelegten Appellplatz, sondern auch aus den Schlafbaracken der Häftlinge, dem Haus des Kommandanten, den Essensbaracken, den Wachtürmen und einem nahegelegenen Wald. Mittlerweile sieht das Gelände jedoch komplett anders aus.
Draußen haben wir mit der Gruppe eine kleine Rundführung über das Gelände bekommen und konnten mithilfe von Beschreibungen und Bildern Eindrücke über den früheren Aufbau bekommen. Mittlerweile steht dort ein Gebäude, welche im Inneren einen Dokumentationsraum hat.
Als wir auf der Straße vor der Gedenkstätte standen, erläuterte Herr Mertes uns anhand von Bildern, wo die Gebäude früher auf dem jetzigen leeren Feld standen. Von der Straße sah man einen Friedhof auf dem viele Kreuze (insgesamt 217) in Reihen aufgestellt waren, worunter die Leichen von den gestorbenen Opfern des KZs begraben liegen. Der Rest der Leichen wurde nach Luxemburg überführt oder im nahegelegenen Wald begraben, wo die meist luxemburgischen Familien nach ihren Angehörigen buddelten. Auch heute sieht man noch die Löcher und Hügel von den damaligen Suchaktionen.
Es war ein einzigartiger Einblick in das Lagerleben und den Ablauf in diesem etwas „besonderen“ KZ. Zuerst waren wir verwirrt, als wir aus dem Bus ausstiegen, da wir uns die Gedenkstätte anders vorgestellt hatten, waren jedoch positiv überrascht über die Gestaltung des Dokumentationsraumes und die Führung.
Wir haben alle mit Interesse neue Erkenntnisse gewonnen und konnten unser aufgenommenes Wissen in verschiedenen Themengruppen verarbeiten.

Victoria Cabrera Schwarz, Lily Rawnsley, Anna Michels, Charlotte Schlöder


Projekt II: Künstlerische Auseinandersetzung: Plakatkunst der Nationalsozialisten und Plakate heute

An den Gedenktagen beschäftigte sich unsere Gruppe mit der künstlerischen Auseinandersetzung der Schrecken des Nationalsozialismus. Zunächst befassten wir uns mit einigen Propaganda Plakaten aus der damaligen NS-Zeit, sowie mit den Werten, die sie vermitteln wollten.

Danach verglichen wir sie mit aktuelleren Wahlplakaten und stellten fest, dass jegliche Formen  der Diskriminierung von Minderheiten stets allgegenwärtig sind. Unser Ziel war es nun, Plakate herzustellen, die Werte vertreten, die uns wichtig sind und für die wir uns einsetzen möchten: Toleranz, Meinungsfreiheit, Stärke durch Diversität, Nachhaltigkeit, Offenheit gegenüber anderen Sprachen und Kulturen, gegen Rassismus.

Dieses Projekt war eine wichtige Erfahrung, da viele nicht bewusst mitbekommen, wie präsent Ausgrenzungen und Unterdrückungen in unserer Gesellschaft heute noch sind.


Projekt III: Literarische Bewältigung

„Das Gedicht kann [...] eine Flaschenpost sein, aufgegeben in dem [...] Glauben, sie könnte [...] an Landgespült werden, an Herzland vielleicht [...]“ (Paul Celan)
Dieses Zitat ist die Antwort Paul Celans, auf die Frage, ob es nach Auschwitz, nach dem Holocaust noch legitim sei, Gedichte und Poesie darüber zu verfassen; eine Frage, mit der wir uns unter anderem
während des Projekts „literarische Bewältigung“ zum Gedenken des Holocausts unter der Leitung von Frau Hering befasst haben. Innerhalb von zwei Tagen, hat sich unsere Gruppe in erster Linie mit Celans bekanntestem Gedicht „Todesfuge“ auseinandergesetzt und sich darauf vorbereitet, es in der abschließenden Gedenkfeier vorzutragen.
Mit seinen Gedichten versucht Paul Celan dem „Unsagbaren“ eine Stimme zu geben und sein selbsterfahrenes, erschütterndes Leid, sowie die damals verübten Verbrechen in Worte zu fassen und somit auch zu verarbeiten. Diese Verarbeitung scheint ihm allerdings nur teilweise zu gelingen, da er 1970 den Freitod in der Seine wählt. Als Einstieg in die Thematik, sahen wir uns eine eindringliche Dokumentation über Heinrich Himmler, ehemaligen Reichsredner und Parteifunktionär der NSDAP und einer der Hauptverantwortlichen des Holocausts, an, wobei auch das Erleben und Leiden von verschiedenen Zeitzeugen im Vordergrund stand.
Die hochemotionalen, verstörenden Szenen gingen uns allen sehr nah, ließen uns erschüttert und im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos zurück, was auch unseren Blickwinkel auf die literarische Arbeit beeinflusst hat.
Im Kern unseres Projekts versuchten wir mit einer recht tiefgründigen Interpretation und Analyse des Gedichts „Todesfuge“, das Empfinden Celans ansatzweise nachzuvollziehen, obwohl uns das niemals vollständig gelingen kann. Nach einer langen Auseinandersetzung mit diesem, alleine sowie in der gesamten Gruppe, wirkten Celans Worte eindrücklich in uns nach. Für die anstehende Präsentation teilten wir das Gedicht in verschiedene Abschnitte und Rollen ein, um dessen antithetischen Aufbau, sowie auch die Mehrstimmigkeit einer Fuge in unserer Inszenierung möglichst repräsentativ zu vermitteln.
Fest steht, dass der gesamten Gruppe die Verantwortung dieser Aufgabe bewusst war, auch einhergehend mit dem unbedingten Willen den Text in seiner vollen Aussage, möglichst angebracht und ehrfürchtig zu präsentieren. Im Laufe der zwei Tage übten wir so viele, viele Male das Gedicht in diverser Besetzung ein, versuchten und untersuchten die Wirkung von Dynamik, Betonung, Geschwindigkeit, Pausen und Akzentsetzung. Der Abschluss der Gedenktage, die abendliche Gedenkfeier, war sowohl durch die Präsentationverschiedenster Projekte als auch durch sehr ergreifende, berührende Reden und Musikeinlagen, äußerst gelungen, und wir hoffen, durch unser Vortragen einen Teil dazu beigetragen zu haben. Mit einem kleinen Erinnerungszettel, welchen wir den Besuchern der Feier mitgeben konnten, hoffen wir, auch nach dem Abschluss unserer Gedenktage noch zum Nachdenken und Gedenken anregen zu können, da es auch in unserer Verantwortung liegt, dass eine solche brutale und widersprüchliche Entmenschlichung, wie sie zur Zeit des Nationalsozialismus stattgefunden hat, nie wieder passiert. An dieser Stelle möchten wir uns außerdem ganz herzlich bei Frau Weidenbach und Herrn Jakobs für die Planung, Organisation und Anleitung der Projekttage, sowie natürlich bei allen weiteren Mitwirkenden bedanken. Wärmster Dank gebührt zudem Frau Hering, die durch ihre verständnisvolle, tief gehende Leitung des Projektes, unsere Gruppe für die Auseinandersetzung mit literarischer Bewältigung sensibilisiert und mobilisiert hat, und uns - trotz vieler Zweifel und Unsicherheiten- den Mut schenkte, „dem Unsagbaren unsere Stimme zu verleihen“.

Carina Bürger und Franziska Zwicker


Projekt IV: RECHTS.DEUTSCH.RADIKAL

Im Rahmen der diesjährigen Gedenktage der Shoa hat sich das Projekt Deutsch.Rechts.Radikal. unter Leitung von Frau Schäfer mit Rechtsextremismus in Deutschland und der stetig wachsenden Bedrohung durch rechtsradikale Aktivitäten für die Demokratie beschäftigt.

Als Einstieg in das Thema stand eine Dokumentation über die aktuellen Entwicklungen des rechtsextremen Spektrums in Deutschland auf dem Plan. Im Anschluss bildeten wir drei Gruppen, die das Thema für die Gedenkfeier am darauf folgenden Tag, dem 26.01.2023, in unterschiedlicher Weise aufarbeiteten.
Unserer Kreativität waren hierbei keine Grenzen gesetzt und so entstanden schlussendlich ein Video, das sich mit der Frage beschäftigte, wie man damit umgehen sollte, wenn man auf rechtsradikale Äußerungen im eigenen Freundeskreis trifft, ein Podcast, der die Frage wie und warum es zu einer Radikalisierung der Menschen kommt und wie man wieder aus der rechten Szene aussteigen kann, behandelte, und ein Projekt, das unterschiedliche Perspektiven zu rechtsextremen Ideologien im Wandel der Zeit aufarbeitete.
Während der Projekttage und der intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema Rechtsextremismus und der rechten Szene, die aktuell in Deutschland beunruhigend viele Anhänger findet, ist uns noch einmal mehr bewusst geworden, wie wichtig es ist, Aufklärungsarbeit zu betreiben und vor allem nie zu vergessen, dass Hass und Gewalt nie der richtige Weg sein können.

Aurélie Groß/Ava Eddicks


Projekt V: Den Opfern ein Gesicht geben – Die Trierer Deportierten

Am 16. Oktober 1941 verlässt der erste Deportationszug „Da3“ Trier/Luxemburg, um insgesamt 513 Juden aus der Region ins Ghetto Litzmannstadt zu transportieren. Nach Ende des Krieges kehren nur 13 von ihnen zurück in die Heimat.

Anlässlich des Holocaust-Gedenktages haben wir in dem Projekt „Den Opfern ein Gesicht geben – Die Trierer Deportierten“ unter der Leitung von Frau Dr. Benner und Herrn Richtscheid vom Emil-Frank-Institut am 25. und 26. Januar 2023 im Stadtarchiv und in der Stadtbibliothek Trier geforscht. Mit Unterstützung von Frau Dr. Fugger von dem Rech und Frau Dr. Palica und ihren Teams haben wir zwei Tage lang versucht, das Leben von vier Opfern und ihren Familien zu recherchieren und ihre Biografien zu rekonstruieren. Zu Beginn des Projektes zeigte uns Ralf Kotschka von der AG „Grenzenlos gedenken“ ein Interview mit einem Zeitzeugen aus Trier. Dabei wurde uns klar: Die Nationalsozialisten wollten nicht nur Menschen töten, sie wollten alle Hinweise auf sie vernichten und auslöschen. Dadurch, dass die Personen, mit denen wir uns beschäftigt haben, auch in unserem Alter waren, waren wir von ihrem Schicksal besonders betroffen. Hier wurde deutlich, dass diese Opfer, darunter zahlreiche Kinder, ohne Rechtfertigung, ohne Grund, aus ihrem Leben gerissen wurden.

Zusätzlich zu der Arbeit im Archiv hat uns Herr Richtscheid auf einem Stadtrundgang die jüdische Geschichte in Trier nähergebracht, indem wir unter anderem einige Stolpersteine angeschaut oder auch das Denkmal für deportierte jüdische Bürger und Bürgerinnen an der Rindertanzstraße besucht haben.

Die intensive Forschungsarbeit hat sich gelohnt, da wir bei der Gedenkfeier am 26. Januar unsere Ergebnisse und Gefühle mit unseren Mitschülern teilen konnten und hoffen, dass wir damit das Ziel unseres Projektes erreichen konnten: den Opfern ein Gesicht zu geben. Ein prägender Teil unserer Präsentation war vor allem, dass wir die Gesichter der vier Personen mithilfe einer App altern ließen und somit noch einmal bildlich zeigen konnten, dass sie nie die Möglichkeit hatten, ihr Leben fortzusetzen. Jedoch ist das noch nicht das Ende unseres Projektes: Wer Interesse hat, kann demnächst weiter recherchieren und sich auch mit anderen Opfern beschäftigen. Die Ergebnisse des Projektes werden auf der Website der AG „Grenzenlos gedenken“ präsentiert und für jeden zugänglich gemacht.

Hannah Schmitz; Fotos: Stadtarchiv Trier und Dr. Sonja Benner


Projekt VI: Heute noch gedenken?

Ist es überhaupt wichtig, heute noch zu gedenken? Das war die Leitfrage, die uns in unserem Projekt an den Gedenktagen bei unseren Recherchen begleitet hat. Zur Einführung in die Thematik haben wir mit unseren Projektleitern Frau Weidenbach und Herrn Jakobs den Kurzfilm „Spielzeugland“ von Jochen Alexander Freydank geschaut.
Mit einer Zusammenstellung von Zitaten aus politischen Reden, Leserbriefen und Songtexten konnten wir konkrete Beispiele für Antisemitismus heute und für die Ablehnung von Gedenkarbeit finden. Nach einer gemeinsamen Diskussion waren wir uns schnell einig, dass Antisemitismus heute noch sehr aktuell ist.
Als Impuls für die Gedenkveranstaltung am Abend haben wir sowohl verschiedene dieser Zitate, als auch Bilder von Trierer Gedenkstätten auf Handzettel abgedruckt und in der Aula auf den Stühlen ausgelegt.
Unser Resümee: Wir heute, die Generation, die den Holocaust nicht mehr miterlebt hat und ihn somit auch nicht verhindern konnte, hat keine direkte Schuld, aber die Verantwortung, alles zu tun, um die Wiederholung einer solchen Katastrophe zu verhindern. Dafür müssen wir dem Vergessen dieser schrecklichen Ereignisse vorbeugen: Gedenkarbeit ist also auf jeden Fall wichtig und notwendig.
Dazu passend haben wir auch das Gedicht „Des Unschuldigen Schuld“ der jüdischen Autorin Gerty Spies besprochen, die seit ca. einem Jahr die neue Namensgeberin der Straße ist, an der unsere Schule liegt. Sie stellt klar, dass jeder, auch wenn er selbst keine Verbrechen begeht (also zunächst eigentlich unschuldig erscheint), sie aber durch eigene Passivität zulässt und nichts gegen sie unternimmt, schuldig ist.

Wie weit das Gedenken gehen darf, ist eine schwierige Frage, die oft für viele Diskussionen sorgt. So auch bei der Holocaustgedenkstätte in Berlin, einer fußballfeldgroßen Fläche, auf der große Steinquader in stilisierter Form Leichenberge, wie es sie in den Vernichtungslagern gab, symbolisieren sollen. Besonders in Bezug auf die Bodenversiegelung und den knappen Wohnraum in Berlin gab es harte Kritik. Jedoch braucht es diese Art Schock, um die eigentlichen Ausmaße der Vernichtung wenigstens ansatzweise nachvollziehen zu können.

Auch der eindrückliche Vergleich, den Herr Stiller in seiner Abschlussrede dargelegt hat, nämlich, dass, wenn alle Opfer des Holocaust, alle im Krieg gefallenen Soldaten, kurzum, alle Menschen, die durch das Handeln der Nationalsozialisten den Tod fanden, eine Menschenkette bilden würden, diese länger wäre als der Äquator, zeigt mehr als eindringlich die unfassbare Unmenschlichkeit, die durch die Ideologie der NS und den Antisemitismus entstanden ist. Mit zentraler Punkt unserer Projektarbeit war die Besprechung der Rede des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog vom 19.01.1996 in Bonn, die er anlässlich der Festlegung des 27.01. als Gedenktag hielt. Herzog appellierte an alle Menschen sich zu erinnern, „denn ohne Erinnerung gibt es weder Überwindung des Bösen noch Lehren für die Zukunft“.
Ausgehend von diesem Leitgedanken überlegten wir uns verschiedene Mottovorschläge für die Gedenkveranstaltung. Nach einer Abstimmung war es schließlich das Motto „Denk-mal!“ geworden. Man kann es auf zwei verschiedene Weisen lesen: einmal als Substantiv „Denkmal!“; somit ist es eine Bezeichnung für das, was wir auch mit unseren Gedenktagen setzen wollen, wenn auch nicht in materieller, jedoch in ideeller Form, nämlich ein Denkmal für die Opfer des Holocaust. Man kann es aber auch als Imperativ verstehen „Denk mal!“ So wird es zu der Aufforderung, die auch Roman Herzog in seiner Rede anspricht, sich an das zu erinnern, was passiert ist und mit Hilfe des eigenen Verstandes daraus Lehren für die Zukunft zu ziehen und zu verhindern, dass solche Schreckenstaten je wieder passieren; denn „[w]er Unfreiheit und Willkür kennt, der weiß Freiheit und Recht zu schätzen.“

Jakob Braun


Fotos: Sonja Benner, Elisabeth Apel, Gedenkstätte Hinzert, Stadtarchiv Trier

Gedenktage 2021

 „Des Unschuldigen Schuld“ - die diesjährigen Holocaust-Gedenktage am Humboldt-Gymnasium Trier

Eigentlich sollten die Projekttage anlässlich des Holocaust-Gedenktages schon am 27.01.2021 stattfinden. Leider waren die Schulen coronabedingt im Januar geschlossen und so wurden diese Tage nun um das Datum der Reichspogromnacht (09.11.) für die Jahrgangsstufe 11 des Humboldt-Gymnasiums nachgeholt.

Für unseren Gedenktag haben sich alle Schüler in verschiedene Gruppen begeben, um die Vergangenheit durch unterschiedliche Zugänge vertiefter kennenzulernen. Durch Kunst, durch Musik, durch Exkursionen, durch eindrucksvolle Präsentationen oder durch Dialoge.

Meine Gruppe hat sich mit dem Thema „Heute noch gedenken?“ auseinandergesetzt. „Heute noch gedenken“ heißt auch, nicht zu vergessen. Wir dürfen nicht vergessen, was am 09.November 1938 in der Reichspogromnachtdirekt in ganz Deutschland und Österreich, aber auch vor unseren Türen in Trier passiert ist.

Um uns genauer mit dem Thema auseinanderzusetzen, hat sich meine Gruppe mit der Rede des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog beschäftigt, die er anlässlich der Einführung des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus hielt. Aus dieser Rede konnten wir Gründe herauslesen, warum heute noch Gedenktage stattfinden sollten. Wir haben diskutiert, inwiefern die Vergangenheit eine Rolle für die Gegenwart spielt.

Nachdem wir uns bewusst geworden sind, was wir während der Gedenkfeier vermitteln möchten, haben wir mit der Organisation begonnen. Wir haben uns für den Kurzfilm „Die Telefonistin“ als Impuls für die Gedenkfeier entschieden. Der Kurzfilm, der von der Film-AG des HGT gedreht wurde, gibt einen  Einblick in das Leben einer jüdischen Familie zur Zeit des Dritten Reiches.

Am zweiten Tag haben wir letzte Details geklärt. Wir haben uns um die Technik gekümmert, Flyer mit eindrücklichen Zitaten und dem Gedicht „Des Unschuldigen Schuld“ von Gerty Spies, der zukünftigen Namensgeberin der Straße an unserer Schule, erstellt und die Generalproben organisiert.

Der Abend der Gedenkfeier war insgesamt sehr gelungen, eindrucksvoll und einfühlsam. Die Vergangenheit spielt eine wichtige Rolle in der heutigen Gesellschaft, daher sollte die Tradition der Gedenktage fortgeführt werden und man sollte sich weiterhin mit dem Thema auseinandersetzen.

Helena Rohr, MSS 11


Besuch der Gedenkstätte Hinzert

Das Konzentrationslager Hinzert bestand von 1939 bis 1945. Hierbei handelte es sich nicht um ein Vernichtungslager, wie zum Beispiel Auschwitz, sondern um ein Arbeitslager.

Die Gedenkstätte Hinzert ist im Jahr 2005 auf dem Gelände des ehemaligen SS-Sonderlager/KZ Hinzert erbaut worden und dient sowohl der Aufarbeitung verlorengegangener Informationen, als auch als Bildungsstätte von zum Beispiel Schulklassen, Familien oder Betriebsgruppen. Betrieben wird das Projekt von der Landeszentrale für Politische Bildung Rheinland-Pfalz.

Obwohl von dem damaligen Konzentrationslager nichts mehr zu sehen ist, erweckt dieser Ort ein erschütterndes und unheimliches Gefühl. Dieses wird nicht zuletzt durch die hohe Anzahl an Steinkreuzen hervorgerufen, aber auch durch das Wissen um die Grausamkeiten, die an diesem Ort geschahen. Zudem wurde man auf das Mahnmal aufmerksam, das zentral auf dem Geländezur Erinnerung an die Opfer des Lagers errichtet wurde. Dieses soll verzweifelte Menschen darstellen, die auf eine leere Schüssel blicken, wodurch die damaligen Umstände der Hungersnot künstlerisch zum Ausdruck gebracht wurden. Außerdem sticht die Kapelle ins Auge, welche wir leider nicht betreten konnten, da sie an diesem Tag verschlossen war.

Nachdem wir einen ersten Eindruck im Außenraum erlangt hatten, führte uns der Guide ins Innere der Gedenkstätte, wo wir uns in einem großen Raum versammelten. Im ersten Augenblick fiel die ungewöhnlich ungleichmäßige Struktur des Innenraumes der Gedenkstätte auf. Diese hat ein Gefühl der Verwirrung hervorgerufen.

Anfangs hat jeder von uns einen Gegenstand erhalten, der mit den damaligen Umständen im KZ verbunden war. Zunächst überlegte sich jeder, was es mit dem Gegenstand auf sich haben könnte. Danach wurde die zum Teil erschütternde Bedeutung aufgeklärt. Unter den Gegenständen befand sich zum Beispiel ein Verband, der für die fehlende medizinische Versorgung stand. Damit ist gemeint, dass kein Wert auf das Wohlergehen der Insassen gelegt wurde und sie sich sogar selber verarzten mussten. Nur in seltenen Fällen wurden sie ins Krankenhaus eingeliefert. Der zuständige Arzt im KZ war Josef Brendel. Dieser besaß allerdings nur eine Sanitäterausbildung und war von Beruf gelernter Maurer. Er war bekannt für seine Grausamkeit gegenüber den Häftlingen, da er ohne Betäubungsmittel „operierte“ und Gewalt gegenüber den Insassen anwandte.

Nach den ersten Berührungspunkten durch die verschiedenen Gegenstände starteten wir mit der eigentlichen Führung. Die erste Station bestand aus einem Blick auf die leeren, anliegenden Wiesen, die anfangs sehr unscheinbar und unwichtig wirkten. Unser Guide erklärte uns jedoch, dass auf diesen Flächen die Unterkünfte der Häftlinge standen, welche den Großteil des Lagers ausmachten.

Durch diesen Hinweis wurde uns bewusst, welche unfassbaren Gräueltaten an diesem eigentlich friedlicher scheinenden Ort ausgeübt worden sind und über welche Brutalität, die heute so idyllisch wirkende Landschaft hinwegtäuschen könnte. Entsprechend wurde uns klar, wieso die Gedenkstätte so wichtig ist. Ohne sie würden die wenigsten wissen, was sich vor Jahrzehnten an dieser Stelle abgespielt hat. Dass immer weniger Zeitzeugen gibt, werden solche Orte der Begegnung und Dokumentation in Zukunft unglaublich wichtig werden, um die grausamen Verbrechen jener Zeit und ihre Opfer nie zu vergessen und eine Wiederholung solcher Verbrechen an der Menschlichkeit zu vermeiden.

Die zweite Station unseres Rundgangs war die kleine Kapelle am Rand des Friedhofs, die 1948 auf Initiative eines Pfarrers der Umgebung errichtet wurde und am 4. November desselben Jahres von hochrangigen Luxemburgern, ehemaligen Häftlingen sowie dem französischen Militärgouverneur Claude Hettier de Bioslembert eingeweiht wurde.

Danach haben wir uns den Ende der 1950er Jahre umgestalteten Friedhof angesehen, auf dem auch nicht mehr identifizierbare Opferihre letzte Ruhe fanden.

Die letzte Station unseres Rundganges war eine große Steintafel, auch Namenskatafalk genannt, auf der zahlreiche Namen von verstorbenen Häftlingen und deren Herkunftsländern aufgeführt wurden. Anhand dieser Tafel konnte man erkennen, dass die Gefangenen aus vorrangig drei Ländern kamen:

Frankreich, Luxemburg und Deutschland. Dies ist vor allem dem grenznahen Standpunkt geschuldet.

Am zweiten Projekttag trafen wir uns in der Schule und bereiteten unsere Präsentationen für den Abend der Gedenkveranstaltung vor, in der alle Projekten ihre Ergebnisse vorstellen konnten.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Exkursion zum Konzentrationslager Hinzert und die Präsentationen zu diesem Themasehr lehrreich waren.

Bilder und Text: Dokumentationsteam der Projektgruppe Hinzert, Leon Neimann, MSS 11


Mit Plakaten sich für Offenheit und Toleranz einsetzen

In dem Projekt künstlerische Auseinandersetzung zum Gedenken an die Opfer vom Nationalsozialismus haben wir uns mit dem Thema der Gesellschaft auseinandergesetzt. Zuerst haben wir uns damit beschäftigt, wie es überhaupt zu solchen Gräueltaten kommen konnte. Dazu  haben wir uns verschiedene Mittel der Propaganda angeschaut, welche die Gesellschaft damals gegen Juden, Kranke und Andersdenkende aufgehetzt haben.

In der heutigen Werbung werden durchaus auch andere als Mittel zum Zweck genutzt. Daraufhin haben wir Ideen gesammelt, wie wir uns eine bessere Gesellschaft vorstellen, da die Gesellschaft heutzutage immer noch nicht perfekt ist.

Einige Schülerinnen/ Schüler haben sich künstlerisch mit ihrer Wunschgesellschaft auseinandergesetzt. Andere haben Malereien zum Gedenken an den einzelnen individuellen Menschen erstellt. Insgesamt hat sich jeder seine eigenen Gedanken gemacht und es sind entsprechend unterschiedliche Werke entstanden.

Charlotte Eitz, MSS 11


Rechts. Deutsch. Radikal.

In der Gruppe „Rechts. Deutsch. Radikal.“ haben wir uns zu Beginn eine Dokumentation angeschaut, in der verschiedene Seiten und Erfahrungen mit dem Thema gezeigt wurden. Anschließend haben wir unsere Eindrücke ausgetauscht und besprochen, was wir aus der Reportage mitnehmen können, was und überrascht hat und was uns eventuell auch gefehlt hat.

Anschließend haben wir uns genauer mit den Begriffen rechts, rechtsradikal, rechtspopulistisch und rechtsextrem beschäftigt, diese definiert und dann miteinander in Verbindung gebracht.

Nachdem diese Begriffe verstanden waren, haben wir uns in Kleingruppen mit verschiedenen Leitfragen beschäftigt. Dabei handelt es sich um verschiedenste Aspekte, wie zum Beispiel die Anhänger der rechten Szene, die Gefahren und Möglichkeiten für den deutschen Staat, aber auch um die AFD. Jede Gruppe hat anschließend recherchiert und ein Plakat zu ihrem Thema gestaltet, welche dann an der Gedenkveranstaltung zu sehen waren.

Am zweiten Tag der Projektarbeit besuchte uns ein Dozent der Polizeihochschule in Hahn, der uns noch etwas genauer zum Thema Rechtsradikalismus, unter anderem auch unter Polizisten und Straftätern, aufklärte. Mit ihm gemeinsam erweiterten wir auch unser Wissen zur rechten Gewalt in Deutschland in den vergangenen Jahren, wie zum Beispiel zu der NSU-Mordserie oder den Anschlägen in Halle und Hanau, sowie zu dem Mord an Walter Lübcke.

Bei der Gedenkfeier wurden unsere erstellten Plakate dann in der Aula ausgehangen und durch ein paar Worte eines Projektmitglieds vorgestellt und erläutert.

Rückblickend kann man sagen, dass durch das Projekt „Rechts. Deutsch. Radikal.“ sehr viele aktuelle, teilweise auch von der Gesellschaft verharmloste rechtsradikale Angriffe und Anschläge nochmal aufgearbeitet und thematisiert wurden, was sehr deutlich gezeigt hat, wie gewaltig der Rechtsradikalismus noch heute in Deutschland ist und was für schlimme Folgen er mit sich bringt.

Anna Awender und Mia Dahm, MSS 11


 „1700 Jahre jüdisches Leben in Trier“

Wenn wir für jedes Opfer des Nationalsozialismus eine Schweigeminute halten würden, würden wir 11 Jahre Schweigen. Um an die zahlreichen Opfer eines dunklen Kapitels deutscher Geschichte zu erinnern, sowie über als auch aus der Geschichte des Nationalsozialismus zu lernen, finden am Humboldt Gymnasium Trier jedes Jahr Projekttage für die Klassenstufe 11 statt.

In dem Projekt „1700 Jahre jüdischen Leben in Trier“, geleitet von Frau Engel und Frau Bock, beschäftigte sich eine Gruppe von rund 15 Schüler über zwei Tage mit der jüdischer Geschichte und Kultur in und um Trier. In einem Museumsbesuch mit anschließender Stadtführung, kreativen Projekten, einem Treffen mit jungen Jüdinnen und Juden und anschließender offiziellen Gedenkveranstaltung durften wir als Schüler sehr viel mitnehmen.

Die Projekttage starteten mit einem Besuch der Sonderausstellung „1700 Jahre jüdischen Leben in Trier- eine Spurensuche in Interviews“ im Stadtmuseum Simeonstift. In Form von Interviews erfuhren wir als Besucherinnen und Besucher der Ausstellung viel zu verschiedenen (ehemaligen) Orten jüdischen Lebens in Trier und in der anschließenden Museumsführung wurde klar, was für ein fester Bestandteil jüdische Kultur in unserer Stadtgeschichte ist. Auch in einer Führung durch die Innenstadt erfuhren wir viel über Orte und Sehenswürdigkeiten und deren Bezug zum Judentum, leider manchmal auch in Form von Antisemitismus. Diese Spurenwurde in Plakaten, Videos und Zeitungsartikel festgehalten, die bei der Gedenkveranstaltung ihren Auftritt fanden.

Am folgenden Tag, bekamen wir Besuch von einem Jugendlichen der Organisation „Meet a Jew“. „Meet a Jew“ ist ein Projekt des Zentralrats der Juden in Deutschland, bei dem man jungen Jüdinnen und Juden zu einem Dialog begegnen kann. Durch die Gespräche werden antisemitische Vorurteile abgebaut und ein Einblick in das Leben und die Kultur junger Jüdinnen und Juden gegeben. Unser Besuch und eine Mitschülerin mit jüdischem Glauben aus unserem Projekt beantworteten Fragen in einem offenen und interessantem Gespräch und zeigten anschließend einen Film, in dem ein jugendlicher Jude seinen Alltag begleiten lässt.

Während der Projekttage durften wir an einem sehr lehrreichen und vor allem bereichernden Projekt teilnehmen, in dem wir sehr viel über die Geschichte des Judentums und seine hohe Relevanz in der Trierer Stadtgeschichte erfahren haben. Abgeschlossen wurden die Projekttage mit einer Gedenkfeier in Anwesenheit der ganzen Stufe, bei der die zahlreichen Ergebnisse der verschiedenen Projekte präsentiert, Herr Stiller eine Rede hielt und an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert wurde.

Isabella Kuzaj, MSS 11


„Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“ – Das Unsagbare in ein Gedicht fassen?

Im Zuge der Gedenktage hat sich unsere Gruppe mit der literarischen Bewältigung des Holocausts beschäftigt. Dafür haben wir uns zunächst allgemein mit der Verfolgung und der Ermordung der Juden während der NS-Zeit beschäftigt. Der Schwerpunkt unseres Projektes lag aber auf der Analyse und Darstellung des Gedichtes „Todesfuge“. Dieses Gedicht, aus dem das Zitat in der Überschrift stammt, wurde von Paul Celan, einem Opfer der Schoah, verfasst und ist sein Versuch seine schrecklichen Erlebnisse zu verarbeiten. Trotz seines beeindruckenden Werkes hat er es nicht geschafft sein Trauma und seine innere Leere zu besiegen und beging 1970 im Alter 50 Jahren Suizid. Als Ergebnis unserer Arbeit haben wir unseren Mitschülern und Lehrern die Todesfuge während der Gedenkfeier vorgetragen.

Lina Görgen, MSS 11

Gedenktage 2020

Zukunft braucht Erinnerung - Projekttage der 10. Klasse anlässlich des Holocaust-Gedenktages

Vor 75 Jahren am 27. Januar wurde das Konzentrationslager Auschwitz befreit. Wie schon seit vielen Jahren begingen auch dieses Jahr die Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen diesen Tag, den offiziellen Holocaust-Gedenktag, als Projekttage. Sechs Gruppen beschäftigten mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten und mit verschiedenen Zugängen mit diesem schwierigen Thema und führten ihre Ergebnisse in einer eindrucksvollen, ernsten und vor allem auch würdigen Gedenkfeier zusammen, die unter dem Motto „Zukunft braucht Erinnerung“ stand.

Projekt 1: Der Besuch im KZ Hinzert
Am Montagmorgen trafen sich die Projektteilnehmer zunächst in der Schule. 
Herr Brüning erzählte dort von der politischen Lage in der Vorkriegszeit, wie Adolf Hitler an die Macht kam, was zur Errichtung der Konzentrations- und Vernichtungslager führte und wie viele davon, nicht nur in Deutschland, errichtet wurden. Er erzählte recht detailliert, wie es in den Konzentrationslagern zuging und unter welchen Umständen die Menschen dort „leben“ und arbeiten mussten. Basierend auf dem so gewonnenen Wissen in Kombination mit im Geschichtsunterricht angesammelten Materialien arbeiteten wir Schüler/innen die Inhalte der Erzählungen in Gruppen auf.

Nach der Vorbesprechung der Fahrt fuhren wir dann zur Gedenkstätte Hinzert.
Gegen 10:30 Uhr bei der Gedenkstätte angekommen, erwartete die Schüler ein in zur idyllischen Umgebung wenig passendes Gebäude: Die Gedenkstätte Hinzert. Diese wurde zur Erinnerung an die Qualen der im damaligen Konzentrationslager gefangenen Menschen errichtet, was sich schon in der Architektur widerspiegelt: Die Asymmetrie in der Architektur der Gedenkstätte ist ein Sinnbild dafür, dass das Leben der Gefangenen keine Ordnung und Geradlinigkeit mehr kannte.
Vom damaligen Konzentrationslager sieht man heute nichts mehr, denn das Lager wurde von den Franzosen nach 1945 aufgelöst, das gepachtete Gelände dabei an die Besitzer zurückgegeben.

Nach einer Begrüßung durch den Tourleiter im Dokumentationszentrum der Gedenkstätte saßen die Schüler in einem Kreis. In der Mitte dieses Sitzkreises befand sich ein geschlossener Koffer, der, wie auch das restliche Gebäude, die Neugierde der Schüler weckte. In diesem Koffer befanden sich persönliche Gegenstände, die das schwere und qualvolle Leben der Inhaftierten symbolisierten. Dazu gehörte beispielsweise ein Rasierer, der dafür stand, dass die Insassen vor der Aufnahme im Konzentrationslager sämtliche Haare und Körperhaare abrasiert bekamen.

Weiter gehörte dazu ein Brief; denn für die Gefangenen war die Post von ihrer Familie sehr wichtig: Dies war es nicht nur, um Kontakt halten zu können, sondern auch um die Kraft zum Überleben zu finden, denn die Nahrungsrationen der Insassen waren kaum ausreichend, um überleben zu können. Der Tourführer verteilte der Gruppe Mappen, die einzelne Lebensgeschichten der Insassen des Konzentrationslagers enthielten. Die unmenschlichen Lebensbedingungen der nach Hinzert deportierten Menschen, die Foltermethoden und die Kleidung der Gefangenen waren genauso dokumentiert, wie der Aufbau des Lagers, die Taten SS-Männer, die Sichtbarkeit des Lagers und der dort verübten Verbrechen für die Bevölkerung der Umgebung.

Nun verließen wir das Gebäude, um uns den Ehrenfriedhof zu betrachten, unter denen exhumierte KZ-Insassen beerdigt sind. Durch den Regen beeilten wir uns schnell zur Kapelle, der zwischen den Bäumen hervorragte. Früher als Gedenkstätte und Trauerort für die Angehörigen und Überlebenden, dient sie heute hauptsächlich als Erinnerung an die wenige Hoffnung, die den Inhaftierten blieb. Auch die handgeschnitzte Maria-Figur, die ein Überlebender nach seinem Freikommen, für die Sühnenkapelle angefertigt hatte. Nach einer kleinen Pause hatten wir die Gelegenheit, die Dauerausstellung zu betrachten. Die Ausstellung gab uns Einblicke in die Geschichte des Lagers in den Jahren von seiner Gründung 1939 bis zu seiner Befreiung 1945, den Lageralltag, die Schicksale der Deportierten, die Morde und den Umgang mit dem Verbrechensort nach 1945. Auch die Täter, ihre Verbrechen und die Strafverfolgung in der Nachkriegszeit sind in einem Themenbereich abgebildet. 

Beeindruckend für uns waren neben den Informationstexten zu diesen Themen, die Interviews mit den Zeitzeugen, die selbst in das KZ Hinzert deportiert worden. Der Tourgate ging dabei auf jede Frage ein. Da er sich seit Jahren mit der Thematik befasst und in seiner Tätigkeit beim Förderverein viele ehemalige Gefangene des KZs und deren Angehörige persönlich kennengelernt hat, waren seine Berichte sehr detailliert und lebendig, und es schwangen stets mahnende Töne mit. Mit sehr bewegenden Worten erzählte der Herr uns von den schlimmen Hinrichtungen von vielen Insassen. Dieses Schicksal stimmte uns besonders  nachdenklich.

Ganz interessant waren die Dokumente von zwei Ehepartnern, die ebenfalls in unterschiedliche KZs deportiert worden waren, und letztendlich hingerichtet worden sind, auf Grund der Tatsache, gegen ein Gesetz verstoßen zu haben. Und zwar das Abhören ausländischer Radiosender.

Nach ca. 5 Stunden ging es wieder zurück nach Trier. Insgesamt hat uns der Besuch der Gedenkstätte einen tiefen Eindruck hinterlassen. Während des Besuchs kämpften wir mit unseren Emotionen und wir wussten eins, dass so etwas nie wieder passieren darf.
Unser größter Dank gilt Herrn Reinhard, der uns mit viel Fachwissen und mit seiner sehr freundlichen und direkten Art einen Teil unserer Geschichte nahe gebracht hat, für den die heutigen Generationen keine Verantwortung mehr tragen, die wir aber nie vergessen dürfen.
Hiermit gedenken wir aller Opfer des KZ Hinzert. Wir gedenken mit dem Kopf und fühlen mit unserem Herzen.

Text: Dicle Ates und Ezgi Albayrak 10 A

Projekt 2: Ernst Lossa – Ein Einzelschicksal des Euthanasieprogramms
In unserem Projekt mit dem Thema „Ernst Lossa – ein Einzelschicksal des Euthanasie-Programms im Film und in der Realität“ haben wir uns mit der Ermordung von geistig oder körperlich behinderten Menschen zur Zeit des Nationalsozialismus auseinandergesetzt. Zusammen haben wir den berührenden Film ,,Nebel im August´´ gesehen und uns mit den Charakteren beschäftigt. Der Film handelt von dem Schicksal eines Jungen namens Ernst Lossa, der wegen Diebstahls und verhaltensauffälligem Verhalten in die Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren kommt. Dort durchschaut er, dass die Patienten, die angeblich an zum Beispiel Lungenentzündungen verstarben, eigentlich vergiftet wurden. Er ist mutig und zettelt Aufstände an, rettet das Leben einer Patientin und konfrontiert den Direktor. Am Ende des Filmes wird auch Ernst durch eine Spritze getötet.
Gemeinsam haben wir in der Klasse Vergleiche zum Leben des echten Ernst Lossa gezogen. Dieser hat, so wie andere Charaktere des Films, wirklich existiert. Zusätzlich zu dem individuellen Schicksal haben wir uns auch allgemein mit dem Thema NS-Euthanasie beschäftigt. Auch an der Meinung der Einwohner Triers zu diesem Thema waren wir interessiert, weshalb wir eine Straßenumfrage in der Innenstadt gemacht haben. Diese haben wir zusammen mit den anderen gelernten Informationen an einer Gedenkfeier in der Schule vorgestellt.
Meiner Meinung nach war das Projekt sehr lehrreich und interessant. Ich finde Aufklärung ganz besonders in dem Bereich wichtig und in diesem Projekt gut gelungen. Das Arbeitsklima war sehr angenehm und trotz Produktivität entspannt und persönlich. 

Text: Greta Frössler, 10 A

Projekt 3: Stätten nationalsozialistischen Terrors in Trier
Am Montag, dem 27. Januar, und Dienstag, 28. Januar, gab es im Rahmen der Projekttage der 10. Klassen zum Holocaust-Gedenktag auch das Projekt „NS-Terror in Trier“. Unsere Gruppe hat sich mit den Auswirkungen des Regimes in Trier befasst und hat auch versucht, einen Bezug zur heutigen Welt herzustellen. Dabei haben wir viel Neues erfahren, wie z.B. dass Trier ab 1943 keine jüdischen Einwohner mehr hatte oder dass das Haus am Balduinsbrunnen der Hauptsitz der Gestapo war. Aber nicht nur die neu erlangten Informationen haben uns ein besseres Verständnis über diese grauenhafte Zeit ermöglicht, sondern dieses Grauen in unserer Heimatstadt erkennen lassen. 
Das Projekt hat uns diese Zeit näher gebracht und uns erfahren lassen, wie es unseren ehemaligen Mitbürgern erging. Es war sehr bedrückend und hat uns gezeigt, dass wir weiter viel darüber sprechen müssen. 
Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass unsere Generation zwar keine Schuld trägt, wir aber für die Gegenwart und Zukunft Verantwortung tragen und deshalb der Millionen Opfer weiter würdevoll gedenken müssen.

Text: Carmen Klar 10 C

Projekt 4: Literarische Auseinandersetzung – Paul Celan, Die Todesfuge

Im Rahmen der Gedenktage des HGT am 27. und 28. Januar 2020  hat sich die Gruppe von Herrn Brinschwitz ausführlich mit dem Lyriker Paul Celan und seinem Gedicht "Die Todesfuge" beschäftigt.
Paul Celan war ein Überlebender eines Konzentrationslagers zur NS-Zeit, der mittels seiner Gedichte versuchte, all seinen unbeschreiblich schrecklichen Erlebnissen innerhalb seines Aufenthalts in dem Lager Ausdruck zu verleihen und diese zu verarbeiten. Dies scheiterte jedoch schlussendlich: er beging im Alter von 50 Jahren Selbstmord.

Um uns vorerst in das Thema einzuarbeiten, haben wir die ersten Stunden damit verbracht, über den Holocaust bzw. Shoa zu reden und haben uns diesbezüglich auch mit der Aktualitätsfrage auseinandergesetzt. Anschließend wurde von Herrn Brinschwitz ein informativer Film über das Leben von Heinrich Himmler gezeigt und schlussendlich endete der erste Tag mit einigen Worten zu Paul Celans Person und dem ersten Einlesen in sein Gedicht.
Wie wir mit der Zeit feststellten, verbarg "Die Todesfuge" deutlich mehr Geschichte, als man beim ersten Durchlesen verstehen konnte. Mit jedem Vortragen brachten wir unter der Anleitung unseres Lehrers mehr und mehr Leben in den Versen und Strophen zum Vorschein und bereiteten uns auf diesem Weg Stück für Stück auf die abendliche Präsentation des Gedichtes am 28.1. vor.

Text: Theresa Finsterwalder 10 B

Projekt 5: Das Unsagbare ins Bild bringen - Kunst-Projekt 
Im Kunstprojekt unter der Leitung von Frau Apel standen die Analyse einiger Propagandaplakate aus der NS-Zeit, sowie die Gestaltung eines Gegenplakates, im Mittelpunkt. 
In einer kleinen Gruppe von sieben Schüler*innen setzten wir uns morgens am ersten Tag mit Frau Apel an einen Tisch und  begannen zunächst einmal damit Propagandaplakate der NSDAP zu analysieren und zu besprechen. Mit welchen Farben und Symbolen wurde hier gearbeitet? Wie und aus welcher Perspektive wurden die abgebildeten Personen dargestellt? Wie wurde die schriftliche Aussage visualisiert und abstrahiert? Das waren die grundlegenden Fragen, die wir an die Plakate richteten. Dabei stießen wir auf Themen wie etwa die Vorherrschaft des Vaters in der Familie bzw. des Mannes in der Gesellschaft allgemein (Patriarchat), sowie die konsequente Ausgrenzung und Verhetzung von Minderheiten und „nicht-lebenswerter“ Menschen wie  beispielsweise psychisch/physisch Behinderter, Homosexueller sowie Sinti und Roma.
Es ist schockierend, wie geschickt man den Menschen unterschwellig und doch sehr präsent die NS-Ideologie indoktrinierte. 
Nach einigen bedrückten Momenten des Schweigens begannen wir Ideen für Gegenplakate zu sammeln und Skizzen anzufertigen.  Dabei fragten wir uns: Was ist grundlegend für eine funktionierende Demokratie und eine freie, offene Gesellschaft?  Brüderlichkeit, Nächstenliebe, die Individualität jedes einzelnen und Menschenwürde waren nur einige zentrale Themen, die uns dabei in den Sinn kamen. Als jeder die für ihn wichtige Kernaussage gefunden und vorab schon einmal skizzenhaft festgehalten hatte, ging es auch schon an die Leinwände. Jeder suchte sich einen freien Platz im Raum und begann mit der Vorskizze und mit der farblichen Gestaltung mit Acrylfarben. 
Am nächsten Tag trugen wir, nach dem Beenden unserer Kunstwerke, selbige samt Staffeleien in die Aula und bereiteten, nach kurzer Absprache zur Präsentation, alles für die Gedenkfeier am Abend vor. 
Allen Teilnehmern – mich eingeschlossen - war es eine neue und lehrreiche Erfahrung  uns künstlerisch kreativ mit dem Gegensatz Nationalsozialismus und Demokratie auseinanderzusetzen. 

Text: Lilyane R. Simon,  10c

Projekt 6: Heute noch gedenken? - Zukunft braucht Erinnerung  
Vor 75 Jahren fand die schreckliche NS-Diktatur ein Ende und das Konzentrationslager Auschwitz wurde aufgelöst. Millionen von Menschen wurden gefoltert und umgebracht, ganze Städte zerstört und auch das letzte bisschen Hoffnung der Menschen war verschwunden. Unsere heutige Generation ist natürlich zu jung, um die Gräueltaten der Nazi-Herrschaft miterlebt zu haben, jedoch wissen wir alle welche grausamen Dinge damals passiert sind. Doch nehmen wir es auch richtig ernst? Warum sollten wir? Wir tragen doch keine Schuld mehr für all das, es ist nicht mehr „unsere Angelegenheit“. Können wir unsere Vergangenheit nicht einfach loslassen?
Mit dieser Frage haben sich einige Schüler der zehnten Klassen und Herr Jakobs während der zwei Projekttage zur Gedenkfeier beschäftigt. Im Zuge dessen haben wir uns verschiedene Dokumente, politische Reden und Zitate, Aussagen von Zeitzeugen sowie einen Kurzfilm angeschaut, die uns zu dem Entschluss brachten, dass man dieses Thema betreffend deutlich zwischen Schuld und Verantwortung unterscheiden muss. Keiner von uns trägt mehr irgendeine Schuld für diese grausamen Taten und doch sollten wir alle aus der Vergangenheit lernen, Verantwortung dafür übernehmen und alles dafür tun, um solche unmenschlichen Vergehen in der Zukunft zu verhindern.
Wehret den Anfängen. Zukunft braucht Erinnerung.

Text: Marlene Köllisch 10 C

Anwesende Eltern äußerten sich über die Gedenkarbeit:
Schon vor der Aula war die Wichtigkeit des Gedenkens an den Holocaust zu spüren, da verschiedene Geschichten und Bilder aus dem 2. Weltkrieg von der Decke hingen.
Um in die Aula zu kommen, musste man durch diese Darstellung hindurch und ich befand mich mittendrin.
Es folgten dann sehr gute Darbietungen aus verschiedener Sicht, um diese schrecklichen Taten aus der Vergangenheit ins Gedächtnis zu bringen.
Alle Schülergruppen haben einen lebhaften und emotionalen Abend gestaltet, der mir sehr gut gefallen hat.
Ich finde es überaus wichtig, sich immer wieder damit zu befassen und daraus zu lernen und seine Stimme … zu erheben, wenn Ungerechtigkeit geschieht, und um Schwächeren zu helfen.
Herzlichen Dank an das gesamte Team.

Bianca Leyendecker

Die Gedenkfeier der 10. Klassen des HGT am 28.01.2020 hat mich persönlich sehr bewegt und beeindruckt. Gut gefallen hat mir besonders, dass viele verschiedene Aspekte von den einzelnen Arbeitsgruppen angesprochen wurden, wie z.B. Rückblicke in diese Zeit, Geschehnisse in Trier und unmittelbarer Umgebung, Kunst, Propaganda, Lyrik, sowie Film - und Musikbeiträge.
Gerade in unserer heutigen Zeit ist es so wichtig, die Erinnerung an diese schreckliche Zeit aufrecht zu erhalten, zumal es auch bald keine Zeitzeugen mehr geben wird, die aus dieser Zeit berichten können. Das HGT leistet mit dieser wiederkehrenden Veranstaltung einen wertvollen Beitrag dazu.

Martina Bohr

Gedenktage 2019

Erinnerung – Verantwortung – Chancen 

Die Aula war dunkel. Am Eingang erleuchteten Teelichter schwach den Raum. Sie waren in der Form der Symbole der Opfer des Nationalsozialismus aufgestellt. Die Aula füllte sich. Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 10, Eltern und Lehrer setzten sich auf die Stühle. Dort fanden alle je ein Blatt mit der Kurzbiographie eines Trierer Opfers und der Abbildung des dazugehörenden Stolpersteines und mit dem Leitsatz des Abends: „Die Erinnerung an die Vergangenheit bewahren, die Verantwortung für die Zukunft übernehmen, die Chancen der Zukunft nutzen.“

Der Kurzfilm „Spielzeugland“ stimmte auf die Gedenkveranstaltung ein. Sie bildete den Abschluss von zwei intensiven Tagen, in denen sich die Jahrgangsstufe 10 in verschiedenen Projekten anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus am 27.Januar mit der Geschichte des  NS besonders in Trier auseinandergesetzt hatte.
Wichtig war an den Tagen nicht allein die Beschäftigung mit der Geschichte, sondern auch dass die Fragen angegangen wurden, was man aus ihr für die Gegenwart und die Zukunft lernen kann.

Text: Marianne Fusenig, Helia Firousbakht, Iosif Cesara, Dominik Dengler 

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Fahrt zur Gedenkstätte des SS-Sonderlagers Hinzert

Im Rahmen der Projekttage der zehnten Klassen zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus sind wir mit Herrn Alt zur Gedenkstätte des Konzentrationslagers (KZ) Hinzert gefahren. Getroffen haben wir uns wie gewöhnlich um 7.50h in der Schule, wo uns Herr Alt erstmals über KZs im Allgemeinen informierte. Um 9.15h holte uns der Bus ab und brachte uns in einer 30-minütigen Fahrt zur Gedenkstätte. Dort angekommen wurden wir von Steffen Reinhard, der uns den Tag über begleitete, in Empfang genommen. Er war früher selbst Geschichtslehrer, arbeitet nun allerdings schon seit 10 Jahren in der Gedenkstätte. Bis um 11.30h bekamen wir eine Einführung in das Thema mithilfe eines sogenannten „Geschichtskoffers“, in welchem besondere Relikte bezüglich des KZs verwahrt werden. Außerdem befassten wir uns mit Zeitzeugenberichten des ehemaligen KZ-Häftlings Peter Hassall, mit welchem wir den Ablauf und Alltag im SS-Sonderlager erfuhren. Nach einer zehnminütigen Pause besichtigten wir das Gelände, präziser ausgedrückt eine Kapelle, einen in Gedenken an die vielen Opfer des KZs errichteten Friedhof und den ehemaligen Standort des KZs selbst. Die Baracken, sowie andere Überreste des KZs sind heute allerdings nicht mehr erhalten. Danach schlossen wir Peter Hassalls Lebensgeschichte ab und besichtigten die Ausstellung, welche Zeitzeugeninterviews, Täter- und Opferprofile sowie alte Kleidung und andere Überbleibsel der ehemaligen Inhaftierten umschloss. Anschließend bearbeiteten wir alte Häftlingsakten und das Gerichtsurteil des ehemaligen HGT-Schülers Andreas Hoevel. Nach einer ausführlichen Besprechung der erarbeiteten Ergebnisse fuhren wir um 14.30h mit dem Bus zurück zum HGT. 

Am darauffolgenden Vormittag fassten wir unsere neu gewonnenen Erkenntnisse in einer PowerPoint-Präsentation zusammen.

Abschließend können wir sagen, dass wir viel Neues gelernt haben, da das Projekt sehr interessant, informativ, aber streckenweise leider etwas trocken war. Desweiteren sind uns viele erschütternde und berührende persönliche Schicksale begegnet. Insgesamt war das Projekt eine tolle Erfahrung und hat uns sehr bereichert.

Text: Jule Voss und Amelie Reutlinger

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Nationalsozialistischer Terror in Trier

Im Rahmen der Gedenktage am HGT, hat sich unser Projekt mit dem nationalsozialistischen Terror in Trier beschäftigt.  Zunächst haben wir uns im Internet und in Büchern über verschiedene Denkmäler und über Gebäude und ihre Funktion im Nationalsozialismus und heute Zeit informiert. Danach haben wir uns in Kleingruppen zusammengefunden und jeweils mit einem dieser Gebäude bzw. einigen dieser Gedenkstätten befasst. Für aktuelle Fotos sind wir in die Stadt gegangen. Anschließend haben wir unsere Ergebnisse in einer Präsentation zusammengefasst um einen Vergleich zwischen früher und heute darzustellen.

Text: Sarah Thevenin, Marie Illgen, Gabriel Maser

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Literarische Bewältigung

Auch in diesem Jahr hat Herr Brinschwitz sich, zusammen mit uns, seinen Schülern, in seinem Projekt „Literarische Bewältigung“ auf eine ganz besondere Weise mit dem NS-Terror auseinandergesetzt.
Mittwoch morgens begann das Projekt mit einer Einführung in das Thema. Wir hinterfragten den Sinn der Gedenk- und Erinnerungskultur und insbesondere den unserer Projekttage, die das HGT jährlich, anlässlich des Holocaust-Gedenktages am 27. Januar, organisiert. Auch stellten wir uns die Frage nach Schuld und Vergessen: Was haben wir, einige Generationen später, überhaupt noch damit zu tun? Müssen wir uns - als Deutsche – besonders betroffen fühlen? Bei dem Punkt, dass sich ein solches Grauen, wie zu Zeiten des NS-Regimes, nie mehr, auch nur ansatzweise, wiederholen darf, waren wir uns einig. Wir kamen zu dem Schluss, dass wir zwar keine explizite Schuld an dem damaligen Geschehen, jedoch dafür eine große Verantwortung für die Gegenwart und Zukunft, tragen.
Anschließend schauten wir uns die einstündige Spiegel-TV Dokumentation zu NS-Ideologe Heinrich Himmler an, die aufgrund von Originalaufnahmen und Bildern realistisch und umso beeindruckender wirkte.
Nach dieser eindringlichen Einführung widmeten wir uns dem Kern des Projekts, dem Gedicht „Todesfuge“ von Paul Celan. Mit diesem Werk hatte der Rumäne versucht, seine Erlebnisse während der NS-Zeit und in einem Arbeitslager zu verarbeiten. 1970 nahm sich Celan das Leben. 
Nach kurzer Interpretationsphase begannen wir, das Gedicht auf unterschiedlichste Weise vorzutragen und entdeckten, was für eine große Wirkung Betonung und Geschwindigkeit während des Vorlesens auf den Zuhörer haben kann. Nach kurzer Diskussion einigten wir uns schließlich auf einen einheitlichen Weg des Vortragens und fanden uns in Gruppen zusammen. So war es uns möglich, Celans Werk – gemäß dem Titel – in Form einer Fuge, also mehrstimmig, zu präsentieren. Die Tatsache, dass jede der Gruppen zu einem anderen Zeitpunkt mit dem Vortrag begann, erzeugte ein unübersichtliches Stimmengewirr. Dies sollte die absurde Situation, die unfassbaren Erlebnisse und das Leid der Opfer, in so etwas Simplen wie einem Gedicht, zum Ausdruck zu bringen, repräsentieren.
Von nun an übten wir zahlreiche Male das Vortragen des Gedichts, und setzen diese Übungsphase auch am Donnerstagmorgen fort. Bei der Gedenkfeier am Abend gelang es uns, Celans Werk wie beabsichtigt zu präsentieren. Auch nach Ende der Veranstaltung sorgte unser Auftritt für Gesprächsstoff. Wir hatten einige Fragen aufgeworfen - und doch ein klares Zeichen gesetzt. 

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Widerstand in Trier

An den Gedenktagen beschäftigte sich unsere Gruppe mit einem Widerstandskämpfer namens Reinhold Lofy, der aus Trier kam. Nachdem wir uns in das Thema mithilfe eines Textes und eigener Internetrecherche eingearbeitet haben, unterteilten wir sein Leben in verschiedene Abschnitte und befassten uns näher mit diesen. 
Jede Gruppe fasste die einzelnen Lebensabschnitte zusammen, die wir später in einem Video dargestellt haben. 

►Link zum Video

Sein Leben haben wir mit sogenannten Scribbles, kleinen Comicfiguren, die das Video animieren, dargestellt. Dabei haben wir uns nicht nur mit Lofys Leben beschäftigt und gelernt, wie wichtig Widerstand gegen Hass, Unterdrückung und Gewalt war und noch heute ist, sondern auch eine andere Form der Präsentation mithilfe neuer Medien kennengelernt.

Text: Gruppe „Widerstand in Trier“

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Propaganda zur Zeit des Nationalsozialismus

Im Projekt  Künstlerische Auseinandersetzung haben die Schüler an den zwei Tagen die Plakatkunst während der Zeit des Nationalsozialismus kennengelernt. Besonders auffällig war, dass damals die Plakate sich hauptsächlich auf wenige, ständig wiederholende Schlagwörter und prägnante Lösungen konzentrierten. Diese sollten das Volk (den Bürger?) vom scheinbar rettenden und heilversprechenden NS-Regime überzeugen.
Im Gegensatz dazu schauten wir uns auch die moderne Plakatkunst am Beispiel von Werbeplakaten an. Daraus ließ sich schließen, dass die Plakate anders aufgebaut sind. Es gibt Plakate, die gegen Negatives oder gerade für etwas Positives werben. Anschließend sollten wir Themen finden, für die wir selbst werben möchten und dies in einem Plakat umsetzen. Dabei entstanden sehr gelungene und ausdrucksstarke Plakate Auf Leinwand zu den Themen: Umwelt, Toleranz, Individualität, Meinungsfreiheit, Demokratie und besseres Leben. 
Auch dieses Jahr wieder war das Projekt eine gute und kreative Vertiefung für die Schüler an den Gedenktagen.


Text: Naomi Kohls
 

 

Gedenktage 2018

GEMEINSAM AUS ERINNERUNG LEBENDIGE ZUKUNFT GESTALTEN
Vom 24.01. bis zum 25.01. war am Humboldt-Gymnasium-Trier kein normaler Unterricht für die Jahrgangsstufe 10. An diesen zwei Tagen fanden die alljährlichen Projekttage zum Thema „Verfolgung zur Zeit des Nationalsozialismus“ statt. Die Projekttage, die normalerweise immer am „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ (27.01.) enden, fanden in einer Gedenkfeier am 25.01. ihr Ende. An dieser Gedenkfeier, ebenfalls in einem Projekt organisiert, haben die Schüler ihre Projekte und Ergebnisse vorgestellt.

BESUCH DER GEDENKSTÄTTE HINZERT UND AUFARBEITUNG
Während der Gedenktage für die Opfer des Nationalsozialismus, besuchte eine kleine Gruppe Schülerinnen und Schüler unter der Leitung von Herrn Alt die Gedenkstätte/SS-Sonderlager Hinzert. Beim Ankommen am Sonderlager wirkte dieser Ort recht normal, da nichts mehr von dem Lager zu sehen ist. Doch nach einer kurzen Weile änderte sich dieser Eindruck durch die Darstellung vom Lageralltag und den unmenschlichen Taten, die dort geschehen sind. Wir haben uns den Ehrenfriedhof, die Sühnekapelle und das Mahnmal genauer angeschaut. Im Informationszentrum haben wir uns verschiedenen Täterprofilen beschäftigt. Nach dem Besuch in Hinzert fuhren mit Informationen und Emotionen zurück und besprachen am nächsten Tag unsere Eindrücke und Erfahrungen.

Text: Berkay Tutus

STOLPERSTEINE IN TRIER - STEINE GEGEN DAS VERGESSEN
In unserem Projekt „Stolpersteine“ haben wir uns zusammen mit Frau Benner mit den unter dem NS-Regime verfolgten Opfern unserer Schule beschäftigt.
Am ersten Tag ging es auch schon direkt mit unseren Forschungen los. Als erstes überlegten wir uns, wie wir verfolgte HGT-Schüler ausfindig machen konnten, und kamen zu dem Entschluss, die Schulakten einzusehen. Nachdem wir Kopien aus dem Bestand des Schularchivs bekommen haben, stießen wir – eingeteilt in Kleingruppen - auch schon auf Schüler, die von dem NS-Regime auch hier vor Ort brutal verfolgt wurden. Anschließend setzten wir uns ausgiebig mit der Biographie der uns zugeteilten Jugendlichen auseinander und lernten mehr über ihr Leben und trauriges Schicksal kennen.
 
Am nächsten Tag stand ein Besuch des Schularchivs an. Dort bekamen wir die Möglichkeit, in sehr alten Dokumente zu stöbern und fanden auch alte Fotos und Chroniken, durch welche wir viel über unsere Schule erfuhren.
 
Im Anschluss bereiteten wir unsere Präsentationen für die Gedenkfeier vor, mit welchen wir am nächsten Tag direkt weiter machten. Jede Gruppe erstellte eine Power-Point-Präsentation für den jeweiligen HGT-Schüler, der einst ein normaler Jugendlicher zum Opfer des Unrechtsregimes wurde. Außerdem erkundigten wir uns über die Stolpersteine im Allgemeinen.
An der Gedenkfeier präsentierten wir die Schicksale der ehemaligen Schüler unseren Mitschülern und Lehrern.
Zusammengefasst haben den Schülern aus unserem Projekt die Gedenktage sehr gut gefallen, da wir durch die vielen persönlichen Bezüge viel über die NS-Zeit und ihre Opfer gelernt und viele bewegende Geschichten geteilt haben, die auf diesem Wege weiter erzählt werden und somit in Erinnerung bleiben.

Text: Laura Peters

DEN TERROR LITERARISCH BEWÄLTIGEN?
Im Projekt ,,literarisches Bewältigen" haben wir uns, unter der Leitung von Herrn Brinschwitz, mit dem Gedicht „Todesfuge“ auseinandergesetzt. Die Todesfuge wurde 1944 von Paul Celan (1920-1970) geschrieben und gehört zu den bedeutendsten Gedichten der deutschen Kriegsliteratur. Sie thematisiert, mit Hilfe lyrischer Mittel, die Judenvernichtung zur Zeit des Nationalsozialismus.
Zu Beginn des ersten Tages haben wir uns mit der Frage beschäftigt, warum wir im Jahr 2018 immer noch der Befreiung des KZ Auschwitz gedenken; einem Ereignis, das 73 Jahre zurückliegt. In diesem Zusammenhang haben wir geklärt, was das Wort „Holocaust“ bedeutet, woher es kommt und wofür das Synonym „Shoa“ steht. Nachdem wir die Antworten auf unsere Fragen gefunden hatten, haben wir die drei Aspekte des menschlichen Wesens betrachtet: Den Geist, die Seele und den Körper. Hierbei ist uns aufgefallen, dass das Gedenken alle drei Aspekte fordert. Unsere Überlegungen ließen sich mit folgendem Satz von George Santayana zusammen: „Wer sich des Vergangenen nicht erinnert, ist verurteilt, es noch einmal zu erleben.“
Später befassten wir uns mit der von Schicksalsschlägen geprägte Biografie Paul Celans. In der NS-Zeit fügten die Nationalsozialisten Paul Celan großes psychisches und physisches Leid zu, da er während seiner Inhaftierung in einem Arbeitslager schrecklichen Gräueltaten ausgesetzt war. Sein Leben lang versuchte Celan mit Hilfe von Gedichten die grauenhaften Erlebnisse zu verarbeiten, was ihm schlussendlich nicht gelang; er ertränkte sich 1970 in der Seine.
Anschließend haben wir uns eine Dokumentation über Heinrich Himmler und den Holocaust angesehen. Wir waren alle sehr betroffen. Der Film hat unsere spätere Interpretation der Todesfuge, der wir uns erst am frühen Mittag gewidmet haben, stark beeinflusst. Um einen Einstieg in den Text zu bekommen, haben wir erst mehrere Male zusammen laut gelesen und sind dann in die Feinarbeit der Artikulation und der Dynamik gegangen. Hierbei hat es uns viel Zeit und Mühe gekostet, unser Interpretation des Gedichtes zu finden. Um die Mehrstimmigkeit der Fuge zu betonen, haben wir uns in drei Gruppen aufgeteilt, die zeitversetzt begonnen haben, die Todesfuge laut zu sprechen.
Am zweiten Tag sind wir die Todesfuge noch mehrere Male durchgegangen und haben an unserer Interpretation gefeilt. Für die Gedenkfeier am Abend haben wir sie noch einmal final in der Aula geprobt, wobei sich unsere drei 6ruppen, für eine optimale Akustik, an verschiedenen Stellen der Aula positioniert haben. Am Mittag endete unsere Vorbereitung und wir kamen erst abends wieder zu einer Aufführung zusammen.
Niemand von uns hatte gedacht, dass uns die Gedenktage so berühren würden. Wir haben zusammen Momente der Trauer, der Fassungslosigkeit, der Sorge, des Zorns, aber auch der Freude erlebt.

Text: Justus Wilson

KÜNSTLERISCHE AUSEINANDERSETZUNG – DAS UNSAGBARE INS BILD BRINGEN
Anlässlich der Holocaust-Gedenktage 2018 haben wir uns im Projekt „Lebenswege – Künstlerische Auseinandersetzung“ mit den verschiedenen Opfergruppen des NS-Terrors sowie einzelnen Schicksalen beschäftigt.
Nachdem wir uns unterschiedliche Denkmäler, z.B. das Holocaust-Mahnmal in Berlin, angeschaut haben, haben wir uns überlegt, was für uns zu einem „normalen“ Lebensweg gehört: Stationen wie Geburt, Einschulung, Schulabschluss, Hochzeit und letztendlich auch der Tod, aber vor allem auch Hobbys und Leidenschaften, die Familie und Emotionen.
Wir haben uns Opfergruppen, z.B. politisch Verfolgte, Homosexuelle, „Asoziale“, Kinder oder auch KZ-Insassen im Allgemeinen, oder verfolgte und ermordete Einzelpersonen, z.B. den Kommunisten Johann Schirra, ausgesucht. Unter der Frage, wie wir das Schicksal der Personen oder der Opfergruppen so künstlerisch darstellen können, dass das Werk den Betrachter zum Nachdenken anregt, sind sehr verschiedene Malereien und Plastiken entstanden, die wir in der Gedenkfeier unseren Mitschülern präsentiert haben.
Durch das Auseinandersetzen mit Einzelschicksalen wurde das Leid der Verfolgten viel deutlicher als im Geschichtsunterricht, da man dort wenig über die Identität der Opfer erfährt, sondern sich eher mit Fakten beschäftigt.

Text: Marie Thielen

SINN UND FORMEN DES GEDENKENS?
Das letzte Projekt war das Organisationsprojekt. Wir haben uns vor allem mit der Frage: „Wie kann man eine würdige Gedenkfeier gestalten?“ beschäftigt. Wir haben eine Rede vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog und Zitate von Opfern der Konzentrationslager gelesen, uns Bilder aus Konzentrationslagern und einen Kurzfilm zum Holocaust gesehen. Mit diesen Grundlagen haben wir die Gedenkfeier vorbereitet. Wir haben uns ein Motto ausgedacht, eine Begrüßungsrede geschrieben und uns eine Gestaltung für die Aula überlegt. Außerdem haben wir uns überlegt, wie die Gedenkfeier besonders werden kann. Dabei sind wir auf die Idee gekommen, ein paar der anderen Schüler auszuschließen und an schlechtere Plätze zu setzen.
Weil wir im Gegensatz zu den anderen Projekten, eine sehr kleine Gruppe waren, konnte man gut über Ideen diskutieren und auch andere Meinungen hören.

Text: Max van Wersch/Florian Fürstenberger 

Gedenktage 2017

W i r   h a b e n   k e i n e   S c h u l d ,   a b e r   e i n e   V e r a n t w o r t u n g .

Projekttage der 10. Klassen zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

In diesem Jahr hatten die Schüler die Möglichkeit, sich künstlerisch oder literarisch mit dem Thema auseinanderzusetzen, außerdem konnten sie in einem Projekt die Gedenkstätte KZ Hinzert besuchen, ein Projekt befasste sich mit den Stätten des NS-Terrors und in einem anderen wurden die Biografien der Täter und Opfer aus Trier genauer untersucht.
 
Ein weiteres Projekt übernahm die Organisation der Gedenkfeier, die die Projekttage seit ihrer ersten Auflage abschließt. Dieses Projekt stand unter der Leitung von Herrn Jakobs, der seit den ersten Gedenktagen an für diese sowie für dieses Projekt verantwortlich ist. Das Besondere aber war, dass er uns Schülern zwar Anregungen und Denkanstöße, aber auch sehr viel Freiraum bei der Planung gab. Die Planung war nicht das Einzige, womit wir uns beschäftigten, zuerst gingen wir der Frage nach, warum wir, eine Generation, die mit den Gräueltaten des NS zum Glück nichts am Hut hat, überhaupt noch gedenken müssen. Die Antwort auf diese Frage, die wir auch an den kontroversen Reden Roman Herzogs sowie Björn Höckes zu diesem Thema erarbeiteten, wurde auch gleichzeitig das Motto der Veranstaltung (siehe oben). Aus Interesse führten wir auch eine kleine Befragung in der Trierer Innenstadt durch, die ein ernüchterndes Ergebnis brachte: keiner der Befragten wusste, was es mit dem 27. Januar auf sich hatte. Noch viel schockierender waren allerdings die Aussagen eines Passanten, der sich abfällig über behinderte Menschen äußerte. Unsere Überlegungen und auch unsere Erfahrungen dienten uns anschließend als Grundlage für die Konzipierung der Gedenkfeier. Die anderen Gruppen präsentierten ihre Ergebnisse, aber auch wir teilten unsere Erfahrungen mit der restlichen Stufe. Wir hatten uns entschlossen, unsere Mitschüler in sechs Gruppen einzuteilen, die stellvertretend für die diversen Opfer(gruppen) des NS-Terrors standen. Dabei achteten wir darauf, Freunde und Cliquen so gut es ging auseinanderzusetzen, damit der NS-Terror greifbarer wurde. Angeordnet wurden die sechs Gruppen so, dass sich jede Gruppe an einer Spitze eines Davidsterns befand, den wir zuvor mit Klebeband auf den „gezeichnet“ hatten. Das Ganze trieben wir auf die Spitze, indem drei von uns den Moderator während der Veranstaltung „verhafteten“, wie es einst die Gestapo mit zahlreichen „unerwünschten“ Menschen getan hatte. Bei der Veranstaltung war unsere Stufe stiller, als wir es erwartetet hatten, was uns zu dem Schluss führt, dass die Feier sehr gut gelungen und das Thema gut vermittelt worden ist. Begleitet wurde die Veranstaltung von Musik aus dem hebräischen Kulturkreis, die Schüler und Lehrer zwischen den einzelnen Präsentationen darboten.
 
Text: Bálint Niehl (10d)
 
Gedenkstätte Hinzert
 Anlässlich des Gedenktages an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz befasste wir, die Jahrgangsstufe 10 des Humboldt-Gymnasiums-Trier, uns mit diesem Abschnitt der Geschichte und gedachten den Opfern des Nationalsozialismus.
Eine kleine Gruppe von Schülerinnen und Schülern besuchte unter der Leitung von Herrn Brüning und Herrn Scholz die Gedenkstätte „SS-Sonderlager/ KZ-Hinzert“, um einen Einblick in die damaligen Ausmaße des Nationalsozialismus in unserer Region zu erhalten. Nach dem Eintreffen in der Gedenkstätte wirkte der Ort eigentlich relativ normal entgegen unseren Vorstellungen, da von dem damaligen SS-Sonderlager keine Überreste mehr erkennbar waren Doch nach einer kurzen Einführung über den Lageralltag und die unmenschliche Behandlung von Häftlingen änderte sich die Atmosphäre schlagartig und ließ uns das gesamte Gelände aus einer anderen Sichtweise erblicken. Trotz der Informationen über Opfer, denen wir gedachten und trotz der verschiedenen Quellen von Überlebenden viel es uns nach etwas mehr als 70 Jahren schwer uns in die Opfer hineinzuversetzen.
 
Ebenso wie Opferschicksale behandelten wir an diesem Ausflug auch die Täterprofile und die Bekanntheit des Lagers zu der damaligen Zeit. Später legte unsere Gruppe ein größeres Augenmerk auf das heutige Gelände und versuchte die besondere Bauweise der Gedenkstätte zu verstehen. Überwältigt von Informationen und Emotionen fuhren wir zurück zur Schule und besprachen am Folgetag unsere gewonnen Eindrücke.
Insgesamt wurde uns in der Gedenkstätte gezeigt, dass auch 72 Jahre nach Räumung des Lagers bei uns noch Spuren des Nationalsozialismus zu finden sind. Institutionen wie die Gedenkstätte SS-Sonderlager/ KZ-Hinzert helfen unsere Region aus einem anderen, weiteren Blickwinkel zu sehen und halten so ein Stück auch meiner Geschichte lebendig.

Text: Johannes Tölle (10b)
 
Projektbericht über „Literarische Bewältigung“
In dem Projekt „Literarische Bewältigung“ mit Herr Brinschwitz sind wir, acht Schüler aus den verschiedenen Klassen der zehnten Stufe, näher auf das Thema „Das Unsagbare in Worte fassen“ eingegangen. 
In unser Projektthema sind wir mit aktuellen Themen eingestiegen, haben eine Dokumentation angeschaut und sind schließlich auf eine wichtige Frage gekommen:
Wie will man über etwas schreiben oder von etwas erzählen, wofür es keine Worte gibt?
Worte, die mit ihrer Bedeutung an das reichen können, was zu jener Zeit passiert ist, gibt es nicht und wird es wohl nie geben. Trotzdem gibt es Personen, die schreiben. Personen, die versuchen in Worte zu fassen. Personen, wie Paul Celan.
Der am 23.November 1920 geborene Lyriker versuchte in Werken wie „Die Todesfuge“, seine Vergangenheit zu verarbeiten. Liest man das Gedicht, könnte man auch meinen, der Lyriker habe einen Weg gefunden, jedoch scheint dies nicht der Wahrheit zu entsprechen. Am 20.April 1970 beging er Suizid.
Mit dem Ziel, der zehnten Stufe „die Todesfuge“ möglichst angemessen vorzustellen, befassten wir uns also mit den Fragen, wann wir z.B. was betonen oder welchen Ausdruck wir wo übermitteln wollen. Wir hoffen, dass uns mit dem Vortrag des Endergebnisses gelungen ist, auch die weniger literarisch Interessierten zu fesseln und zum Denken anzuregen. Ich, und da werde ich auch im Namen aller Schüler, die an dem Projekt teilgenommen haben, sprechen können, bedanke mich dafür, die Möglichkeit gehabt zu haben, diese Erfahrungen zu machen und Neues aus dem Bereich zu lernen.

Text: Katrin Schartz (10a)
 
Täter und Opfer
In unserem Projekt „Täter und Opfer“, geleitet von Frau Weidenbach beschäftigten wir uns mit verschiedenen Personen der NS –Zeit und fassten deren Biographie sowie Sichtweise und Ausübung zur NS zusammen.
Dazu verteilten wir uns in Gruppen und jede Gruppe suchte sich einen Täter oder ein Opfer der NS-Zeit aus.
Nachdem wir den ersten Tag damit verbrachten, dass wir uns über die jeweiligen Personen informierten und auch zusammen besprachen, verbrachten wir den zweiten Tag damit zu überlegen, wie wir unser Projekt am Besten vermitteln könnten und entschieden uns zusammen für eine mündliche Präsentation, während wir die wichtigsten Wörter oder Zitate auf einem Plakat hochhielten.
 
Die daraufhin vorgeführte Präsentation und auch die der anderen Gruppen war sehr informativ und ich bin sicher, dass viele an diesen zwei Tagen viel über die NS –Zeit lernen konnten.
 
Unsere Gruppenarbeit hat mir persönlich viel Spaß gemacht" da wir nicht nur in unserer kleineren Gruppe arbeiteten, sondern nachdem wir uns alle etwas informiert hatten, immer wieder über „unsere“ Personen austauschten. Auch dass wir alle unsere Meinung/Vorstellung zur Präsentation und generell zu allen Dingen offen sagen konnten, gefiel mir und sicher auch allen anderen sehr gut. Wir alle wurden in dieses Projekt mit einbezogen und am Ende kam ein gutes Ergebnis heraus.
 
Text: Gillian Lorenz (10b)

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