Politik und Spaß im Landtag Rheinland-Pfalz

Europa, Projekte

Die Landeszentrale für politische Bildung veranstaltet regelmäßig Landtagsseminare, in denen man „einmal hinter die Kulissen von politischen Entscheidungsabläufen schauen und den Alltag von politisch Handelnden kennen lernen“ darf. Außerdem kann man herausfinden, wie Politik „gemacht“ wird, welche Zwänge dabei eine Rolle spielen und wie die politischen Entscheidungen umgesetzt werden“. Letztlich werden aber auch Wege aufgezeigt, „wie Jugendliche sich und ihre Interessen besser in das politische Geschehen einbringen können“, und wie sie an weitere Informationen zu allen möglichen politischen und historischen Themen gelangen können;  beispielsweise durch das breitgefächerte Literaturangebot, welches viele kostenfreie oder deutlich vergünstigte Medien beinhaltet.

Ich hatte das Glück als eine von 25 Jugendlichen aus ganz Rheinland-Pfalz an einem solchen dreitägigen (11. bis zum 13. Dezember) Seminar  teilnehmen zu dürfen, weswegen ich mich also am Mittwoch, dem 11.12., auf den Weg in die Landeshauptstadt Mainz gemacht habe, wo die Seminarteilnehmer bereits am Hauptbahnhof von den beiden sogenannten „Teamern“, die für unsere Betreuung zuständig waren, gegen etwa 9h40 erwartet wurden. Daraufhin ging es gemeinsam mit dem öffentlichen Bus zur Jugendherberge, in der uns Andreas Jaeger aus der Landtagsverwaltung, der im Übrigen gebürtiger Trierer ist!, das straff gefüllte Programm erläuterte, bevor es an einige Kennenlernspiele ging, die zum Teil bereits Bezug auf politische Fragestellungen sowie Studien und Ähnliches nahmen. Weiter kennenlernen konnten wir uns dann im Zuge des Mittagessens im Jugendgästehaus, sodass es uns im Anschluss bereits möglich war, die Zimmer zu verteilen und zu beziehen. Danach ging es direkt in das Isenburg-Karree, den vorübergehenden Sitz der Landtagsverwaltung, welche sich normalerweise wie der Plenarsaal auch im geschichtlich äußerst bedeutsamen Deutschhaus befindet, das aktuell jedoch vollkommen saniert wird. Einst diente jenes als Haftanstalt, was an den vergitterten kleinen Fenstern noch gut zu erkennen ist, doch nun geht eben auch der Landtagspräsident Hendrik Hering dort seiner Arbeit nach.
In einem Konferenzraum begann nun also die Gruppenarbeit in drei Workshops zu folgenden Themen: „Politik – was geht mich das an? Mein Bild von Politiker/innen“, „Der/die Abgeordnete – das unbekannte Wesen?“ sowie „Das Plenum – die Vollversammlung des Landtags“, dessen Ergebnisse wir einander sowie Herrn Jaeger, der uns zwischenzeitlich verlassen musste, nach einer Bearbeitungszeit von eineinhalb Stunden präsentierten, nachdem wir zuvor von etwa 14h30 bis 15h30 eine Einführung in den Landtag Rheinland-Pfalz mithilfe einer Filmvorführung, an die sich ein Gespräch anschloss, erhielten.
Den ersten Tag ließen wir dann um 18h30 beim leckeren Abendessen im Restaurant Proviantamt und weiteren Gesprächen, die spätabends noch bis hin zum Anbruch der Nacht auf den Zimmern fortgeführt wurden, ausklingen.

Am Donnerstag durften wir nach dem Frühstück in der Jugendherberge zum Abgeordnetenhaus, in dem uns Herr Jaeger erneut eine ausführliche Einführung gab – diesmal in die Tagesordnung der Plenarsitzung, an der wir daraufhin als zuschauende Besucher teilnahmen. Für das Mittagessen liefen wir dann auf dem Weg zu einem griechischen Restaurant auch an dem Deutschhaus vorbei, auf dessen Balkon der erste (in Ansätzen) demokratische Staat auf deutschem Boden, nämlich die Mainzer Republik, ausgerufen worden war. Im Anschluss war es uns gestattet, Mainz auf eigene Faust zu erkunden, bevor wir uns um 15 Uhr zur Nachbereitung der Sitzungsteilnahme und einen darauffolgenden Workshop zur Vorbereitung auf ein Gespräch mit Abgeordneten, welches wir am späten Nachmittag mit Heiko Sippel (SPD), Hedi Thelen (CDU) sowie Jutta Blatzheim-Roegler (Bündnis 90/Die Grünen) führten, wieder im Abgeordnetenhaus einzufinden hatten, das wir für das Abendessen nicht verlassen mussten: Wir wurden von einem äußerst freundlichen und zuvorkommenden Koch, der bereits für den Bundespräsidenten gekocht hat, gut versorgt, sodass wir uns bestens gestärkt auf den Weg zum Landesfunkhaus des Südwestrundfunk Fernsehen Rheinland-Pfalz machen konnten. Ein junger Herr und ehemaliger Kindermoderator der Fernsehsendung „Tigerenten Club“ nahm uns dort in Empfang und erzählte viel vom SWR, bis wir bei der live ausgestrahlten Politiksendung „Zur Sache Rheinland-Pfalz!“ zusehen durften. Sowohl die Moderatorin als auch der Regisseur unterhielten sich nach der Ausstrahlung der Sendung noch mit uns, letzterer führte uns dann noch weiter durch das Sendehaus und erläuterte seinen Arbeitsplatz weit hinter den Aufnahmekulissen.

Der letzte Tag begann am Freitagmorgen wieder im Abgeordnetenhaus mit einem kleinen Vortrag Dieter Gubes von der Landeszentrale für politische Bildung bezüglich Informationsangeboten für junge Leute hinsichtlich politischen als auch historischen Themen. Hiernach folgte ein Rollenspiel: das Durchführen einer Landtagsdebatte zum Thema „Wahlrecht mit 16 Jahren“, für das wir in drei verschiedene Fraktionen aufgeteilt wurden und Dossiers mit Statistiken und weiteren für unsere spätere Argumentation nützlichen Fakten bekamen. Die Fraktion Orange bildete trotz der Tatsache, dass sie die stärkste Kraft war, die Opposition, während die Fraktionen Blau und Lila sich zu einer regierenden Koalition zusammenschlossen und im Großen und Ganzen für eine Herabsenkung des Wahlalters waren. Letztlich wurde nach vielen Diskussionen im Zuge der „Plenarsitzung“ ein gemeinsamer Antrag verfasst, der trotz der orangefarbenen Gegenstimmen durchgekommen ist.
Diese Simulation kürte das ganze Landtagsseminar, weswegen wir alle danach vollkommen aufgeheizt, doch überglücklich!, zum letzten gemeinsamen Essen den Gutenbergplatz ansteuerten.

Nicht nur mir haben diese drei Tage eine unbeschreiblich große Freude bereitet, denn als Herr Jaeger uns um eine kritische Auswertung des Seminars bat, wurde er mit Lob ausnahmslos überschüttet: Das Interesse an Politik sei gestiegen und man habe viel gelernt – über den Landtag, das Leben als Abgeordnete/r sowie Mainz mit seinen blauen und roten Straßenschildern und seinen hässlichen „modernen“ Gebäuden und der schönen Altstadt.
Aber auch die anderen Jugendlichen sind eine enorm inspirierende Bereicherung gewesen. Menschen von den unterschiedlichsten weiterführenden Schulformen mit den verschiedensten persönlichen Hintergründen sind aus dem ganzen Land zusammengekommen. Eins hatten alle jedoch gemeinsam: die aufrichtig große Interessiertheit an Politik, das heißt neben allen Maßnahmen, die sich auf die Führung einer Gemeinschaft beziehen, auch die Art und Weise, eigene Interessen (eventuell) durchzusetzen.

Ich kann jedem nur aus tiefstem Herzen empfehlen, den rheinland-pfälzischen Landtag einen Besuch abzustatten – im Rahmen eines solchen Seminars oder alternativ mit der Schulklasse als Tagesausflug!

Text: Diana Podoynitsyn

Bild: https://www.jugend-im-landtag.rlp.de/de/besuch/workshops-seminare.php

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