Im vergangenen Halbjahr beschäftigten wir uns intensiv mit dem wirtschaftlichen Strukturwandel in der Kohle- und Stahlindustrie sowie dem damit verbundenen Übergang zur Tertiärisierung im Ruhrgebiet. Genau diesen Strukturwandel durften wir im Rahmen einer dreitägigen Exkursion vom 13. bis 15. Mai 2025 vor Ort erleben und aus geografischer, historischer und gesellschaftlicher Perspektive nachvollziehen.
Unser erstes Ziel war Bochum, wo wir das Deutsche Bergbaumuseum besuchten. Dort wurden wir von einem echten „Malocher“, durch das Museum geführt. Dieser authentische Einblick zählte für viele von uns zu den Highlights der Reise. Besonders eindrucksvoll war die Simulation einer Seilfahrt, bei der wir nachvollziehen konnten, wie die Bergleute täglich hunderte Meter in die Tiefe fuhren. Ebenso konnten wir anhand originaler Maschinen und Lärmpegel-Messungen die extremen Arbeitsbedingungen im Untertagebau nachempfinden.
Am nächsten Tag besuchten wir den Landschaftspark Duisburg-Nord, ein ehemaliges Hüttenwerk, das heute als Industriedenkmal und Freizeitpark dient. Im Rahmen einer Geocaching-Tour erkundeten wir das weitläufige Gelände und erfuhren viel über die industrielle Vergangenheit sowie die nachhaltige Umnutzung des Areals – etwa, dass ein ehemaliges Gasometer heute als Tauchzentrum genutzt wird. Gleichzeitig wurde uns bewusst, dass viele ehemalige Industrieflächen im Ruhrgebiet noch immer unklaren Nutzungsperspektiven gegenüberstehen.
Im nächsten Ort Oberhausen stellten wir das genaue Gegenteil fest und bemerkten, wie die Industrieflächen eine Nutzungsveränderung erfahren haben. Dabei schauten wir uns zunächst das Gasometer in Oberhausen an. Von der Aussichtsplattform bot sich uns ein weiter Blick über das Ruhrgebiet, wobei wir feststellen konnten, dass die Region in den letzten Jahrzehnten deutlich an Grünflächen gewonnen hat – die industriell geprägte Vergangenheit ist vielerorts nur noch im Hintergrund sichtbar. Im Inneren besuchten wir eine aktuelle Ausstellung zum Thema „Planet Ozean“, die eindrucksvoll auf die anthropogenen Einflüsse auf das Meer aufmerksam machte. Die Verbindung von Industriekultur und aktueller Umweltbildung wurde hier eindrucksvoll umgesetzt. Anschließend erkundeten wir das Einkaufszentrum Centro, eines der größten seiner Art in Europa, das auf dem Gelände eines ehemaligen Stahlwerks errichtet wurde. Auch die Coca-Cola-Oase als Gastronomiebereich steht symbolisch für den Wandel vom Produktionsstandort zum Konsum- und Freizeitort.
Am letzten Tag besuchten wir die Zeche Zollverein in Essen, ein UNESCO-Weltkulturerbe. Bei einer fachkundigen Führung erfuhren wir viel über die Geschichte und Funktion der Anlage, den Prozess der Koksherstellung sowie die harten Lebens- und Arbeitsbedingungen der damaligen Bergleute. Besonders beeindruckend war die Kombination aus Industriekultur, Bildungseinrichtung und Veranstaltungsort, denn das Gelände wird heute nicht nur als Museum genutzt, sondern auch für Feste oder Veranstaltungen sowie für Kunstausstellungen eingesetzt. Insgesamt durften wir mit Herrn Müller und Frau Stolz spannende und schöne Tage im Ruhrgebiet verbringen.
Text und Bilder: Sophie Graf & Philipp Müller