Jugend musiziert

Wettbewerbe, Musik

Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, hat eure Mitschülerin Noa Botmann aus der Klasse 8a mit ihrer Duopartnerin beim Landeswettbewerb „Jugend musiziert“ einen ersten Preis (25 Punkte) in der Altersgruppe III mit Weiterleitung zum Bundeswettbewerb erhalten.

Wir Lehrer aus der Fachschaft Musik gratulieren Noa sehr herzlich zu diesem Erfolg. Wir haben sie gebeten, zu erzählen, wie sie zu ihrem Instrument kam und was Musik für sie bedeutet.

Hier ist ihr Bericht. Viel Spaß beim Lesen!

Text: Dörte Form


Mit ungefähr drei Jahren saß ich auf einer Mauer an einem wunderschönen Ort am Gardasee und hörte, wie ein Mann so schön Geige spielte. Meine Augen funkelten vor Staunen; ich konnte vor Begeisterung gar nicht mehr aufhören zuzusehen. Seine schnellen Finger und der wundervolle Klang der Geige verzauberten mich sofort. Habt ihr schon einmal ein drei jähriges Kind gesehen, dass 20 Minuten sitzt und der Musik zuhört? 20 Minuten lang konnten meine Eltern in Ruhe essen, ohne, dass ich ihnen auf der Nase tanzte. Ich glaube es bis heute auch nicht, aber ab diesem Moment dachten sich meine Eltern, ob ich nicht vielleicht auch die Menschen durch das Geigenspiel verzaubern könnte.  

Damals konnte ich natürlich die Entscheidung nicht alleine treffen, aber ich bin sehr dankbar dafür, dass meine Eltern dies taten. Als ich dann das allererste Mal eine Geige in der Hand hielt, war das Gefühl unbeschreiblich, denn ich habe mich „erwachsen“ und „groß“ gefühlt, da ich nun endlich bereit war, ein Instrument zu erlernen. Als ich dann mit fast vier Jahren angefangen habe aktiv Geigenunterricht zu nehmen, war ich übermotiviert und wollte am liebsten den ganzen Tag nur Geige spielen, weil es mir so viel Spaß bereitet hat.

Jedoch gab es nicht immer so schöne Tage, wo ich motiviert war. Manchmal und das war oft, wollte ich auch einfach nicht üben. In so einem jungen Alter erfordert es nämlich sehr viel Disziplin und Geduld, doch glücklicherweise motivierten meine Eltern und meine Geigenlehrerin mich täglich. Sie erkannten aber auch ziemlich schnell mein Talent und die Begabung für dieses Instrument.

Vor kurzem noch  habe ich mit meinen Eltern über meinen Anfang geredet und sie erzählten mir, dass meine Geigenlehrerin damals sehr starke Nerven gehabt haben musste, denn als kleines Kind will man am liebsten einfach drauf los spielen und nicht auf Ratschläge von anderen hören. Aber ich wusste, wofür ich das tat. Naja, nicht ganz. Jetzt zehn Jahre später weiß ich, dass sich die ganze Mühe ausgezahlt hat und sich immer noch weiter auszahlt, sei es nur für ein Konzert vor anderen Eltern oder vor seiner eigenen Familie. Jedes Mal, wenn ich einen Auftritt hatte, überkam mich zwar die Nervosität und die Angst etwas falsch zu spielen, doch genau so groß war auch die Erleichterung, als es vorbei war. Etwas lang Erlerntes vor anderen gespielt zu haben, gab mir ein Gefühl von Stolz und Zufriedenheit.

Natürlich gab es nicht immer nur Märchenauftritte, wo alles perfekt lief. Vor allem am Anfang nicht, wo Fehler und Blackouts auch dazugehörten. Wenn es dann mal zu Fehlern kam oder dem Vergessen von auswendig gelernten Stücken, war ich sehr traurig und deprimiert, denn ich sah immer nur ältere Kinder, die schon viel besser als ich spielten und ich wollte auch immer so spielen können.

Mit sieben Jahren hatte ich endlich meinen ersten Wettbewerb bei „Jugend musiziert“ in Trier. Es war super aufregend und daraufhin legte ich ein Examen vor dem Vorstand der „Royal Schools of Music“ in der Kategorie „Grade 1 Violin ab“, das ich mit einer Auszeichnung bestand.

Dann kam eine Zeit, die für alle Künstler und Musiker eine sehr schwere Zeit war. Während Corona hatte ich nur noch Online-Geigenunterricht und Wettbewerbe in Präsenz wurden immer stärker reduziert, bis es gar nicht mehr dazu kam, vor Publikum zu spielen. Dafür hatte ich aber die Gelegenheit an deutschlandweiten und internationalen Wettbewerben teilzunehmen, wo ich erste Preise gewann. Auch für diese schwierige Zeit bin ich sehr dankbar, denn es hat mir gezeigt, dass man trotz solcher Umstände viel erreichen kann. Corona hat mich ganz und gar nicht davon abgehalten meine Erfolge zu feiern und entgegenzunehmen.

Trotzdem präferiere ich Online-Wettbewerbe gar nicht, denn kurz einmal das Stück aufnehmen und abschicken ist nicht dasselbe, wie vor einem Publikum mit Jury zu spielen. Diese Aufregung beim Auftritt fehlte mir komplett und ich musste mich wieder daran gewöhnen das erste Mal präsent vor Leuten zu spielen. Diese anderthalb Jahre waren nicht einfach, umso mehr aber habe ich mich auf die Zeit danach gefreut, wo ich dann wieder auf den Geschmack kam, zu musizieren und Motivation für das Üben gespürt habe. So verlief es die ganzen Jahre, bis es zu meinem persönlichen Höhepunkt kam. Im Januar 2023 nahm ich mit meiner Duett-Partnerin bei „Jugend musiziert“ am Regionalwettbewerb teil. Mit voller Punktzahl und damit verbunden dem ersten Preis wurden wir zum Landeswettbewerb in Mainz zugelassen, wo wir ebenfalls den ersten Preis mit voller Punktzahl erhielten. Wir dürfen nun auch am  Bundeswettbewerb teilnehmen, können dies aber leider aus terminlichen Gründen nicht, was uns beide sehr traurig gemacht hat. Solche Situationen zeigen mir aber auch, dass es nicht immer funktioniert, wie man es sich vielleicht vorstellt und auch so etwas gehört dazu. Damit muss man als Musikerin klarkommen und dies akzeptieren. Mein Können hängt schließlich nicht davon ab, wie viele Wettbewerbe ich gewonnen habe oder nicht.

Oftmals wurde ich auch gefragt, ob ich es wirklich mag, Geige zu spielen und darauf lautete meine Antwort natürlich ja, denn wenn sowas mit Zwang verbunden ist, ist es nicht wirklich das, was man am liebsten tut. Bei mir gab es noch nie den Fall, dass ich gezwungen wurde, Geige zu spielen, weder von meinen Eltern, noch von meiner Geigenlehrerin. Viele Menschen können nicht nachvollziehen, welche Glücksgefühle ausgelöst werden, wenn man ein Instrument beherrscht. Ich liebe es, Geige zu spielen und bin unglaublich froh darüber, diese Fähigkeit zu haben und damit Leute zu begeistern und hoffentlich zu inspirieren.

Text und Foto: Noa Botmann

 

 

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