Wenn diese Mauern sprechen könnten … Exkursion zur „Euthanasie“-Gedenkstätte in Hadamar

„Stelle sich einer vor, man könnte sehen, hören und riechen, was diese Mauern bereits gesehen, gehört und gerochen haben.“

Mit diesem Satz beeindruckte uns Herr Seelbach nachhaltig, welcher uns am 5. Mai 2023 durch die Euthanasie-Gedenkstätte Hadamar führte.

 

Austausch & Exkursionen, Religion/Ethik

Triggerwarnung: Im folgenden Artikel geht es um nationalsozialistische Gewaltverbrechen im Zusammenhang mit dem „Euthanasie“-Programm


„Stelle sich einer vor, man könnte sehen, hören und riechen, was diese Mauern bereits gesehen, gehört und gerochen haben.“
Mit diesem Satz beeindruckte uns Herr Seelbach nachhaltig, welcher uns am 5. Mai 2023 durch die Euthanasie-Gedenkstätte Hadamar führte.
Die erste Station auf unserer Exkursion dorthin war die historische Altstadt in Limburg an der Lahn, wo wir eine Führung durch den spätromanischen, auffällig farbig bemalten Limburger Dom erhielten.
Sich Hadamar nähernd, stieg dann die Anspannung unsererseits bemerkbar an und ein bedrückendes Gefühl ergriff alle Teilnehmenden.
Die Gedenkstätte Hadamar erinnert an die Verfolgten der nationalsozialistischen „Euthanasie“. Fast 15000 Menschen wurden von 1941 bis 1945 in der damaligen Tötungsanstalt Hadamar ermordet. Hierzu gehörten psychisch Erkrankte, Menschen mit Behinderung und Zwangsarbeiter, es waren Alte und Junge, Männer, Frauen und Kinder.
Während der Führung gingen wir den Weg nach, den diese Menschen vor ihrem Tod nahmen. Zunächst wurden die Opfer des „Euthanasie“-Programms mit grauen Fahrzeugen, welche in der Bevölkerung als „Mordbusse“ bekannt waren, in eine Holzgarage gebracht, die noch heute im Original zu begutachten ist. Der große Krankensaal im Gebäude diente als Kulisse, um die Menschen im Glauben zu lassen, dort unmittelbar nach ihrer Ankunft untergebracht zu werden. Dies passierte jedoch nie, denn zuvor war eine ärztliche Untersuchung vorgesehen, bei welcher die Patienten kurz begutachtet wurden, um ihnen aus einer langen Liste von todesursächlichen Diagnosen die Passendste zuzuschreiben. Das erfolgte mit der Absicht, den Angehörigen eine Erklärung für den frühzeitigen, unerwarteten Tod ihres Bruders, Kindes oder ihrer Ehefrau zu liefern. Anschließend wurden die Patienten in den düsteren Keller gebracht, wo die Gaskammern liegen, mit der Anweisung sich dort zu duschen. Neben den Wasserleitungsrohren gibt es noch ein zweites Rohrleitungssystem, durch welches das Gas hineingeleitet wurde, sobald der Raum gefüllt war. Nachdem alle Menschen getötet waren, wurden diese im dafür vorgesehenen Krematorium verbrannt.
Das gedenkvolle Überbringen dieser traurigen und belastenden Informationen durch Herrn Seelbach machte es möglich, sich den Opfern noch näher zu fühlen.
Auch wenn wir durch die vorangegangene Behandlung dieser Themen im Unterricht bereits einige Vorkenntnisse besaßen, wurde uns das Ausmaß dieser enormen Verbrechen gegenüber unschuldigen Menschen noch einmal sehr deutlich klar, als wir zum Ende der Führung um das Massengrab der Gedenkstätte standen. Es ist ein sonderbares Gefühl, einen vermeintlich normalen Gang entlang zu laufen und sich dabei ins Bewusstsein zu rufen, welche grausamen Dinge an dieser Stelle vor einigen Jahrzehnten passiert sind.
Jedoch halten wir es für sehr wichtig, Exkursionen dieser Art durchzuführen, da wir an uns selbst beobachten konnten, welchen Einfluss dies auf das Denken und die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen nimmt, die in einem Land mit einer solchen Geschichte aufwachsen und ihr alltägliches Leben hier verbringen.
Und so ist es auch heute noch wichtig, zumindest soviel, wie man von dem, was die Mauern dieses Gebäudes erlebt haben, weiß, weiterzutragen, damit sich so etwas Schreckliches niemals wiederholt.
Abschließend möchten wir noch unseren Lehrerinnen Frau Wicke-Freising und Frau Engel für das Begleiten, Organisieren und Ermöglichen der Exkursion danken.

Text: Lotta Reinhard und Clara Jurga
Bilder: Melina Widua und Frau Wicke-Freising

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