Rückblick der Queer-AG + Allies auf das erste Halbjahr

Projekte, Unsere Schule

Die Queer AG ist nach den Sommerferien in ihr erstes ganzes Jahr gestartet, nachdem sie im Mai des letztes Halbjahres gegründet wurde. Meistens haben wir bei jedem Treffen ein Thema, über das wir sprechen. Neben Queerness sprechen wir auch oft über ähnliche Themenbereiche, die eng damit zusammenhängen. Obwohl wir einen ungefähren roten Faden an Themen haben, ist Diana, die AG-Leiterin, auch immer offen für andere Themen, die AG-Mitglieder ansprechen möchte. Zusätzlich zu den wöchentlichen Treffen informiert uns Diana viel über andere (queere) Veranstaltungen, bei denen wir uns treffen können. Wir haben auch schon mehrmals Projekte organisiert wie unseren eigenen kleinen Trödelstand am ersten Weihnachtsmarkt der SV oder den Buttonverkauf, um die iranische Frauenbewegung zu unterstützen.

Am 12.9.2022 fand das Ersttreffen dieses Schuljahres statt. Wir haben eine kleine Kennenlernrunde gemacht und dann über Malte gesprochen, einen Transmann, der auf dem CSD in Münster angegriffen wurde, weil er zwei Frauen unterstützen wollte, die von einem Mann bedroht wurden und später an den Verletzungen starb. Danach ging es um die Situation in der russischen Teilrepublik Tschetschenien. Wir einigten uns später in einer Abstimmung für weitere Treffen auf Freitag, 8. Stunde in Raum 217, wobei es bis heute geblieben ist.

An unserem zweiten Treffen am 23. September 2022 haben wir unter anderem einige Übungen zum Kennenlernen durchgeführt, uns aber auch darüber ausgetauscht, wo wir leben. Hierbei ging es nicht nur um unseren geografischen Lebensraum, sondern auch um die Gesellschaft, die uns umgibt. Gestartet haben wir mit einem Plakat einer Fridays-For-Future-Demonstration, die am selben Tag war. Das Thema des Treffens war das Kennenlernen von sich selbst, das wir mit verschiedenen Zitaten und einer Stillarbeit bearbeitet haben.

Beim nächsten Treffen am 30. September 2022 haben wir die Darstellung des Menschen und seines Geschlechtes in der Bibel und im Koran untersucht. Es ging außerdem um Frauen und ihren Kampf um Rechte im Iran.

Am 14. Oktober 2022 ging es um Vorbilder. Wir sind mit dem Lied „Read all about it Pt. lll“ gestartet und haben  unsere eigenen Verständnisse zu diesem Wort ausgetauscht und auch unsere erste Projektarbeit mit dem Thema queere Vorbilder angefangen. Zu diesem Anlass hat Diana uns sogar ein tolles Buch mitgebracht: „Queer Heroes - 51 LGBTQ Held*innen von Sappho bis Freddie Mercury und Ellen DeGeneres“, in dem 53 queere Persönlichkeiten der Geschichte vorgestellt werden. Daraus haben wir uns ein Vorbild ausgesucht und dazu eine künstlerische Arbeit bis zum 11. November vorbereitet. Entstanden sind Gedichte, Collagen und Bilder zu verschiedensten Persönlichkeiten und Aspekten queeren Lebens, die Grundlage für Austausch waren.

Am 4.11.2022 hatten wir unser fünftes Treffen und haben weiter über internalisierte Queerfeindlichkeit gesprochen, was wir für Erfahrungen gemacht haben, worin die Ursache liegt und vor allem, was man dagegen tun kann. Internalisierte Queerfeindlichkeit beschreibt die Feindlichkeit gegenüber Queerness. Außerdem ging es um Homonormativität, in der bei Queerness meistens an Homosexualität gedacht wird und andere Sexualitäten und Gender außer Acht gelassen wird. Als letztes Thema haben wir die Lücken im Sexualkundeunterricht aufgegriffen, in der Queerness kaum erwähnt wird und sich Verhütung ausschließlich auf Heterosexualität bezieht. Inzwischen haben wir sogar erreicht, dass die Queer-AG im Biologieunterricht erwähnt wird, falls man mehr darüber wissen möchte!

In unserem sechsten Treffen am 11.11.2022 ging es um die Reichspogromnacht, die sich zwei Tage vorher zum 84. Mal jährte und Queerness in der Geschichte, über die nämlich kaum etwas zu finden ist. Außerdem haben wir uns schon die ersten Ergebnisse der Projektarbeit angesehen und besprochen.

Das siebte Treffen am 15.11.2022 behandelte gendersensiblen Unterricht. Wir haben Erfahrungen ausgetauscht – wann wir diesen nicht erleben, beispielsweise in der Sitzordnung, Klassensprecherwahl oder im Sportunterricht, welche Probleme das mit sich zieht und wie man das ändern könnte. Neben stereotyper Einteilung von Jungen und Mädchen werden dabei alle anderen Geschlechter komplett außen vor gelassen. Tatsächlich konnten wir bewirken, dass die Lehrkräfte unserer Schule dazu angehalten wurden, etwas mehr darauf zu achten. Mir persönlich sind schon mehrmals seitdem Situationen aufgefallen, die früher anders gelaufen wären!

In unserem nächsten Treffen waren wir leider nur zu zweit, weshalb wir Übungen besprochen haben, die Diana uns als Entschädigung für ein ausgefallenes Treffen gegeben hat. Es ging um „Das Kind in dir muss Heimat finden“, wobei man sein eigenes Sonnenkind und Schattenkind finden sollte. Auch Dianas „sehr geniale und lebensverändernde“ Theorie kam zum Einsatz.

Am 9.12.2022 hatten wir unser neuntes Treffen in diesem Jahr. Wir haben uns das letzte Ergebnis der Projektarbeit angeschaut und damit einhergehend über die Schubladen und Labels in unseren Köpfen gesprochen. Danach ging es noch einmal intensiver um die Lage in Tschetschenien und vor allem um queere Menschen auf der Flucht, seit in Russland jegliche Erwähnung von Queerness als Propaganda gilt und strafbar gemacht wurde. In diesem Kontext wollten wir etwas unternehmen und haben daher auf dem SV-Weihnachtsmarkt einen Trödelmarkt errichtet, um die Einnahmen dem Quarteera e.V. zu spenden. Der Verein russischsprachiger queerer Menschen in Deutschland engagiert sich unter anderem für queere Geflüchtete aus Russland und der Ukraine.

Unser zehntes Treffen am 16.11. war zugleich auch das letzte im Jahr 2022. Wir haben uns mit dem Zitat „Wer sich einsetzt, setzt sich aus“, auseinandergesetzt und darüber nachgedacht, was unsere persönlichen Gedanken und Erfahrungen dazu sind. Danach sind wir zusammen in den Queergarten gegangen, wo gerade das Winterwunder stattfand, und haben noch Kinderpunsch getrunken.

Wir sind immer ein recht kleiner Kreis, wodurch eine angenehme Atmosphäre entsteht. Ich kann die AG allen empfehlen, die selbst queer sind, sich dafür interessieren oder einfach nur einen safe space suchen. Bei uns ist jede*r willkommen und es spielt keine Rolle, ob und wie viel man über das Thema weiß, weil wir voneinander lernen können. Wer Interesse hat, kann jederzeit vorbeischauen!

Text: Laura Hochstenbach (10d) und Sebastian Zilles (9d)


Queerfeindlichkeit in Russland

Am Freitag, den 9.10.2022, fand eines der Treffen statt, an die ich bis heute denke und die mich so stark getroffen haben, dass es etwas in mir bewegt hat.

An diesem Tag ging es um die Opfer von Queerfeindlichkeit in Tschetschenien, Russland – Diana, die die Queer-AG leitet, erzählte uns zunächst einmal mehr über die Region, ihre Geschichte und Entwicklung, denn diese spielen eine wichtige Rolle für die damit verbundene Art und Weise, mit Queerness umzugehen. Anschließend sprachen wir über unsere Gedanken und Empfindungen zu dem, was wir gerade gehört hatten, und beschlossen danach einstimmig, etwas zu unternehmen, um die betroffenen queeren Menschen in irgendeiner Form unterstützen zu können. Weil dies auf direktem Wege ziemlich schwierig ist, entschlossen wir uns schließlich dazu, Geldspenden für Quarteera e.V. (= queer, art und quartier) zu sammeln. Hierbei handelt es sich um einen Verein russischsprachiger und queerer Menschen in Deutschland, die 2011 in Berlin gegründet wurde und betroffenen Menschen aus Russland hilft, zu fliehen und schließlich eine Einwanderung (nach Deutschland) ermöglicht. Die Verbindung mit und nach Russland und die Möglichkeit in Deutschland ein neues Zuhause zu bieten werden sprachlich auch noch einmal durch den Namen unterstützt, denn bei ihm und dem russischen Wort квартира (=Wohnung) handelt es sich um Homophone, das heißt Wörter, die eine ähnliche Aussprache besitzen.

Die Möglichkeit, eine Geldspende durchzuführen, bot sich schließlich am 21. Dezember 2022 an, denn die SV des HGTs veranstaltete – wir ihr ja vielleicht mitbekommen habt – einen Weihnachtsmarkt, auf dem wir glücklicherweise einen Verkaufsstand aufstellen durften. Bei diesem handelte es sich um einen Trödelmarkt, der Bücher, DVDs und Spiele anbot, die man für eine Spende (= selbst ausgesuchter Preis) mitnehmen konnte. Insgesamt nahmen wir an diesem Tag 50 Euro ein, die wir abschließend an Quarteera e. V.  spenden konnten. An dieser Stelle auch noch einmal ein herzliches Dankeschön an alle, die zu dieser Spende beigetragen haben – dank Euch konnte nicht nur das Thema, das mich und die anderen Mitglieder der AG ziemlich getroffen hat, etwas bewegen, sondern auch wir zusammen konnten etwas bewegen und hoffentlich verändern!

Und weil uns das nicht reicht, haben wir eine Veranstaltung auf die Beine gestellt, zu der wir herzlich einladen:

Queer in Russland - (wie) geht das trotz Staatspropaganda und Zensur? Diese und viele weitere Fragen beantwortet eine LGBTQ*-Aktivistin von Quarteera e. V., die in Russland aufgewachsen ist und nun in Berlin lebt, am 16. April ab 15 Uhr im SCHMIT-Z in der Mustorstraße 11, 54290 Trier. Alle, die vorab schon in die (veganisierte) Welt der russischen Küche eintauchen wollen, können ab 13 Uhr zum Paska-Backen dazustoßen. Bei Interesse wird hier um Voranmeldung bis zum 14. April an queer@hgt-trier.de gebeten.

Text: Annika Franke und Diana Podoynitsyn (MSS 13)


Rückblick der Queer-AG + Allies auf das zweite Halbjahr

Am 13.1. 2023 hatten wir unser erstes Treffen im neuen Jahr. Das Thema dazu war Sexarbeit/Prostitution. Zuerst haben wir die Herkunft und Bedeutung vieler Bezeichnungen besprochen und eine Verbindung zu unseren Rollenbildern hergestellt. Danach versuchten wir, den Begriff „Arbeit“ zu definieren und haben ihn von Sklaverei und Ausbeutung abgegrenzt. Wir haben auch die Unterschiede zwischen Sexarbeit und Prostitution gesucht, die nach dem nordischen Modell des „Sexkaufverbots“ nicht vorhanden sind und verschiedene Sichtweisen besprochen, was die Probleme sind und wie man entgegenwirken könnte. Mit diesem Thema haben wir auch den Feminismus angefangen, den wir die nächsten Treffen behandelten.

Eine Woche später, am 20.1. 2023, haben wir die Buttons für unseren Verkauf gemacht. Wir hatten zwei Motive, einmal eine Zeichnung von Jina Amini und einmal, wie eine Frau sich die Haare abschneidet, im Hintergrund die iranische Flagge, mit dem Spruch „Stand with Iranian Woman“, die wir in den großen Pausen am folgenden Montag verkauft haben. Das Geld konnten wir einer Organisation spenden.

Am 3.2. 2023 bekamen wir wieder Besuch in der AG, von Pippi und Robin von der feministischen Vernetzung Trier, mit denen wir über alle Themen gesprochen haben, die der Feminismus zu bieten hat: F(L)INTA, Patriarchat, Care-Arbeit, Gender-Pay-Gap, Abtreibung, sexuelle Belästigung, Pinkwashing, Queerfeminismus und Lohnarbeit.

Im vierten Treffen dieses Jahres waren Diana und ich wieder allein. Wir haben über geschlechtsneutrale Erziehung gesprochen, wie das im Alltag umsetzbar ist und welche Schwierigkeiten es mit sich bringen könnte, wenn man nicht dazu erzogen wurde, sich anzupassen.

Text: Laura Hochstenbach (10d)

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