Die MSS 12 in Verdun – Bericht der Tagesexkursion vom 20. Juli 2022

Europa, Gesellschaftswissenschaften

Geschichte

Gemeinsam mit unseren Geschichtslehrern Herrn Alt, Frau Benner, Frau Cartier, Herrn Müller und Frau Wingender unternahmen wir, die Jahrgangsstufe 12, in der Woche vor den Sommerferien eine Exkursion zur Gedenkstätte Verdun, um hier, an einem authentischen Ort, Geschichte besser begreifen zu können und sich des Ausmaßes der Folgen einer der brutalsten Schlachten des Ersten Weltkrieges bewusst zu werden.

Die Schlacht von Verdun dauerte von Februar bis Dezember 1916, nahm zahlreichen Menschen das Leben und bereitete noch mehr Menschen großes Leid. Als Einstimmung auf die Exkursion wurden uns Videoaufnahmen gezeigt, die uns die Situation in der “Hölle von Verdun” nähergebracht haben, sodass wir in die Auseinandersetzung mit den Ereignissen der damaligen Zeit eintauchen konnten.

(Amira Kabat und Diana Podoynitsyn, MSS 13)


Das Fort Douaumont

Zu Beginn unserer Besichtigung der Gedenkstätte von Verdun waren wir im Fort Douaumont

– eine beeindruckende, gut erhaltene Festung, die während der Schlacht von Verdun aufgrund ihrer strategischen Bedeutung schwer umkämpft wurde.

Wenn man in die unterirdische Kaserne gelangen möchte, muss man sich innen auf circa 10 Grad Temperatur und sehr feuchte Luft einstellen. Ist man nun in der Kaserne, sieht man enge Gänge, das Wasser tropft von den Wänden und es zeichnet sich schnell ein Bild von den miserablen Lebensbedingungen der Soldaten ab. Einschlaglöcher und zerstörte Wände verdeutlichen, dass die Soldaten unter ständiger Todesangst und Alarmbereitschaft leben mussten, was die sich im Fort befindlichen Massengräber verstärken. Die Schlafsäle sind mit breiten Betten ausgestattet, die sich die Soldaten zu zweit, zu dritt oder gar zu viert teilen mussten. Zudem mussten die Waffen immer griffbereit liegen.

Zeitweise war das Fort unter deutscher Besatzung. Der „deutsche Friedhof“ erinnert in der Kaserne an circa 700 tote deutsche Soldaten, die durch eine vermutlich versehentliche Explosion einer Handgranate und der damit verbundenen Kettenreaktion und Entzündung vieler Munitionen zu Tode kamen. Hier legten wir eine Gedenkminute ein.

Nachdem wir wieder an die frische Luft traten, konnte wohl keiner leugnen, nicht darüber erleichtert zu sein, sich nicht mehr in diesen beklemmenden, kalten Räumen zu befinden.

Nichtsdestotrotz haben wir durch das gut erhaltene Fort Douaumont viele Eindrücke von der Schlacht von Verdun gesammelt, welche unser bisheriges distanziertes Schulbuch-Wissen deutlich erweitert haben.

(Elise Hartmann, MSS 13)


Das Dorf Fleury

Wenn man sich mit dem 1.Weltkrieg befasst, aber auch mit Krieg im Allgemeinen, stößt man zwangsläufig auf die Frage, wie das Leben der Menschen zur Zeit des Krieges ausgesehen hat. Diese Frage ist meist durch Funde, wie unter anderem Tagebücher und Briefe zu beantworten. Sie sind Spuren des Krieges, die man sich gut in einem Museum anschauen kann. Sie müssen menschlich konserviert und gut geschützt werden zum Erhalt für die zukünftigen Generationen.

Diese Art von Funden sind die klassischen Arten von Überresten, die uns üblicherweise die Ausmaße des Krieges näherbringen.

Umso interessanter fanden wir es, in das Dorf Fleury geführt zu werden.

Das Dorf Fleury – genauer gesagt Fleury-devant-Douaumont – war bis zum Beginn der Schlacht um Verdun ein kleines französisches Bauerndorf auf den Maashöhen nördlich von Verdun und lag im Bereich des Festungsgürtels. Während des ersten Weltkrieges wurden Wohnhäuser, Kirche, Schule und Straßen durch tausende Granaten dem Erdboden gleichgemacht. Das Dorf Fleury lag wie viele andere kleine französische Dörfer in der Nähe des Forts Douaumont und fiel daher dem Kreuzfeuer der Schlacht um Verdun zum Opfer. Die Bevölkerung des Dorfes, die sich zur Flucht gezwungen sah, kehrte jedoch nie mehr zurück. Das Ausmaß der Zerstörung, sowie die Gefahr durch den von Munition, Kadaver- und gasverseuchten Boden ließen keinen Wiederaufbau des Dorfes zu. So sind die Überreste des zerbombten Dorfes noch heute erhalten. Ohne jeglichem menschlichen Einfluss sind die Ruinen des Dörfchens durch die Natur konserviert worden.

Es war ein sehr ergreifendes Gefühl, durch das zerstörte Dorf Fleury zu gehen und anhand der Ausschilderung zu erfahren, dass der unebene Boden vor unseren Füßen einst der Wohnort vieler Menschen war. Ein Ort, in dem Kinder zur Schule gingen und Erwachsene ihrer Arbeit nachgingen. Ein Ort, der einst voller Leben gewesen war und nun nach über 100 Jahren eher einem vereinsamten Wald ähnelt.

Folglich fiel es uns auch nicht schwer, zu verstehen, wieso unter anderem das Dorf Fleury von unseren Nachbarn auserkoren wurde, um die Erinnerung an den 1.Weltkrieg wach zu halten. Besonders rührend war es zu erfahren, dass das zerstörte Dorf trotz der Abwesenheit einer Bevölkerung dennoch einen Bürgermeister namens Jean-Pierre Laparra besitzt, der im Rahmen des Erinnerns und Gedenkens immer wieder kleine Feierlichkeiten im Dorf stattfinden lässt.

Die Besichtigung des Ortes Fleury war damit für uns eine völlig neue Art, den 1.Weltkrieg aufzuarbeiten und hat es genau durch diese Neuartigkeit geschafft, uns über neue Facetten aufzuklären.

(Dea Dallku, MSS 13)


Das Beinhaus von Douaumont

Was geschieht mit den Skeletten, wenn sie nicht identifiziert werden können? Auf diese Frage erhielten wir beim Besuch des eindrucksvollen Beinhauses von Douaumont eine Antwort: In dieser bedeutendsten Erinnerungsstätte für die Schlacht von Verdun werden die Gebeine von 130.000 gefallenen unbekannten Soldaten aufbewahrt. Die architektonische Konstruktion des Turmes in Form eines im Boden versenkten Schwertes lässt diese Gräberstätte dabei gleichzeitig als Mahnmal für kommende Generationen erscheinen.

Im Außengelände wurden die Lerngruppen mit dem Anblick des riesigen Soldatenfriedhofs konfrontiert. Die Schülerinnen und Schüler konnten bei einem Gang über das Gräberfeld ihren eigenen Gedanken nachhängen oder sich in kleineren Gruppen über ihre Eindrücke austauschen.

Im Inneren des Gebeinhauses ließen die unzähligen Namen identifizierter Kriegstoter, die in Steinplatten verewigt waren, eine bedrückende Stimmung zurück.

(Oliver Müller)


Das Mémorial de Verdun

Das „Memorial de Verdun“ bietet eine vielfältige und emotionale Ausstellung zu der 1916 geführten Schlacht um Verdun. Um einen besseren Einblick in das Museum und die damaligen Geschehnisse zu bekommen, habe ich einen kurzen Film zu der Gedenkstätte und ihren Inhalten erstellt, der die Hintergründe der Schlacht, das leiderfüllte Leben der Soldaten und die abwechslungsreiche Gestaltung der Führung aufzeigt.

►Link zum Film

(Marlene Köllisch, MSS 13)


Schon seit der Mittelstufe hörten wir immer wieder, wie eindrucksvoll Verdun sei und dass Geschichte hier besonders greifbar wäre. Wir alle können das jetzt nur bestätigen! Diese Exkursion hat uns zutiefst bewegt. Eigentlich sollte jeder Mensch die vielfältig aufbereiteten Stationen in Verdun besuchen. Verdun zeigt uns schließlich, wie wichtig es ist, die Vergangenheit auch heute kritisch zu betrachten und sie nicht in alten Geschichtsbüchern verkommen zu lassen. Gerade wir, die jungen Menschen, die die Zukunft gestalten werden, müssen uns unserer Verantwortung bewusst werden. Im März werden wir mit dem Abitur in den Händen als mündige Bürger*innen in eine große weite Welt entlassen, die nach wie vor Kriege und Leid kennt. Verdun ermahnt uns, für Werte wie Frieden, Gerechtigkeit und Liebe einzustehen – auch wenn sie einigen mehr wie Ideale vorkommen mögen. Denn wer, wenn nicht wir, kann das ändern?

(Amira Kabat und Diana Podoynitsyn, MSS 13)

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