Von sieben Torarollen über eine koschere Küche bis zur Bedeutung des Davidssterns 

Religion/Ethik

Am 29. Tischrei 5782 (5. Oktober 2021) besuchte unsere Religionsgruppe (7a und 7d) die Trierer Synagoge, die direkt neben unserem Schulgebäude liegt. In einer Doppelstunde führte uns Herr Peter Szemere durch das „Gotteshaus für alle Völker“, wie es auf Hebräisch über dem Eingang stand.

Zuerst kamen wir in einen kleinen Vorraum, in dem in der Wand ein großer, ganz bunter Davidstern als Fenster eingelassen war. Er sah aus, wie zwei übereinander gelegte Dreiecke. Die sechs Ecken stehen für Gott, Offenbarung, Mensch, Schöpfung, Welt und Erlösung. Er wurde im 15. Jahrhundert als Symbol der jüdischen Gemeinde eingeführt. Man findet ihn überall in der Synagoge und auch auf der Flagge Israels. 


Herr Szemere zeigte uns zuerst die koschere Küche, in der nach jedem Gottesdienst gekocht,  und den Gemeinschaftsraum, in dem anschließend zusammen gegessen wird. Da es in der jüdischen Religion vorgesehen ist, koscher zu essen, das bedeutet zum Beispiel nur Fleisch von wiederkäuenden Paarhufern, ist die Küche in drei Teile unterteilt. Unter koscher versteht man auch, das man Milchiges und Fleisch nicht zusammen essen sollte, da in der Tora steht „man solle das Böcklein nicht in der Milch seiner Mutter kochen“. Der erste Teil der Küche ist daher für Fleisch, inklusive Fleischplatten, extra Besteck, Teller und einem Kühlschrank nur für Fleisch. Wiederum gibt es Tassen, Kuchenteller und Gabeln nur für milchiges, Kaffee und Kuchen. Der dritte Teil ist neutral (parve) und besteht zum Beispiel aus Obst und Gemüse, Essen über das keine Regeln gemacht wurden. Eigentlich ist es eine normale Küche, sie ist nur klarer strukturiert und hält die strengen Regeln der Tora ein. Wir bekamen noch den Gemeinschaftsraum zu sehen, in dem lange Tisch stehen und die Wände mit bunten Bildern und Fotos geschmückt sind. 


Im Gebetsraum der Synagoge mussten die Jungs aus unserer Gruppe eine Kopfbedeckung tragen. Dies soll Respekt vor Gott symbolisieren, dass man eine Trennung zwischen ihm und dem Mensch hat. Hier zeigte uns Herr Szemere eine alte Torarolle, die wir anfassen durften, und erklärte uns, warum die Menoren hier nur sechs Arme haben (normalerweise sind es sieben Arme): Sie stehen für die 6 Millionen Juden, die im 2. Weltkrieg umgebracht wurden. Auf der Bima (Vorlesepult) lag eine Torarolle, die auf der rechten Seite fast vollständig aufgerollt war. Herr Szemere sagte, dass sie jetzt, am Anfang des jüdischen Jahres, neu angefangen hätten zu lesen. Darüber war ich zuerst ein bisschen verwirrt. Die Torarolle - und generell Hebräisch - wird von rechts nach links gelesen. Im hinteren Teil des Gebetsraumes stand ein großer, hölzerner Schrein, nicht vergleichbar mit einem Tabernakel in einer christlichen Kirche. Auf der Frontseite des Schreins, hing ein wunderschön bestickter Vorhang und dahinter befand sich eine kleine Tür. Als Herr Szemere diese öffnete, kamen dahinter sieben (!) Torarollen zum Vorschein, die in Samt eingehüllt waren und ein silbernes Schild trugen. Jeder Samtmantel sah anders aus und der älteste stammte aus dem 17. Jahrhundert. Über dem Toraschrein hingen zwei Tafeln, auf denen auf hebräisch die zehn Gebote geschrieben standen. Der Innenraum des Gebetsraumes war an den Wänden weiß und hatte keinerlei prunkvolle Deckenbemalung oder Stuckverzierungen. Auch ein Unterscheid zu den meisten christlichen Kirchen. Trotzdem wirkte der Raum keinesfalls leer, viele Bankreihen und eine Empore waren ebenfalls vorhanden. Aber hier gab es keine Kniebänke, denn in jüdischen Gottesdiensten wird nicht gekniet. 


An den Türrahmen aller Räume hingen kleine Kapseln, die Mesusen. In ihnen steckt das wichtigste Gebet des Judentums - das Schma‘ Israel. Aber sie hingen schräg und nicht perfekt. Herr Szemere erklärte uns, dass in der Synagoge nichts perfekt sei, denn perfekt ist nur Gott. Deshalb hängen die Mesusen schief und der Boden im Gebetsraum ist nicht ganz gleichmäßig. 


Der Besuch in der Synagoge hat mir sehr gut gefallen und ich habe bemerkt, dass eine Synagoge viel gemütlicher sein kann als eine christliche Kirche. Außerdem gab es mehrere Räume, zum Beispiel auch ein Sekretariat. Es gibt viele Gemeinsamkeiten und Unterscheide zwischen christlichen und jüdischen Gotteshäusern. Ich denke unsere Religionsgruppe hat bei dem Ausflug viel gelernt und die Stunde genossen. 

 

Text: Mira Schlitt, 7d

Fotos: Norbert Jakobs
 

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