Die Welt steht Kopf

Deutsch

Im Rahmen des Deutschunterrichtes haben wir, die Klasse 10c, am Freitag, dem 24.01.2020, mit unserer Deutschlehrerin Frau Michels eine Führung durch die Sonderausstellung „Die Welt steht Kopf: Eine Kulturgeschichte des Karnevals“ des Stadtmuseums Simeonstift bekommen.

In der Antike, die die Welt dahingehend erstmals auf den Kopf stellte, als dass die eigentlichen Diener nun zu Ehren ihrer Gottheiten, wie beispielsweise an Saturnalien, von den mächtigen Herrschern bedient wurden, begann unsere kleine Reise durch die Zeit in die Vergangenheit. Auffällig war, dass die „fünfte Jahreszeit“ – auch Karneval, Fasching oder Fastnacht genannt – regelmäßigen Verboten ausgesetzt war, da zu diesem Anlass vorgetragene und oftmals im lokalen Dialekt wunderschön gereimte Büttenreden deutlich politischer waren als sie es heute sind.

Dennoch wurde die Tradition, sich vor Aschermittwoch, dem Beginn der christlichen Fastenzeit und somit des Verzichts, noch einmal allen Genüssen etwas nachgehen zu können, bewahrt. So gibt es immer noch zahlreiche leidenschaftlich begeisterte Karnevalisten, die sich in Verbänden wie der Karnevalsgesellschaft Heuschreck, dem ältesten und seit dem Revolutionsjahr 1848 bestehenden Verein ganz Triers, organisieren und Dank denen uns nicht nur die Karnevalskultur mit ihren Umzügen, Prinzen sowie Prinzessinnen mitsamt ihrer Garde und der, um das Ende der Faschingszeit metaphorisch zu untermauern, Beerdigung einer kostümierten Puppe mithilfe eines wirklichen Sargs, dem Untergang in einem Fluss oder dergleichem, erhalten bleibt, sondern sich jene auch weiterentwickelt: Nicht nur die Farben der insbesondere früher aufwendig hergestellten und prachtvollen Kostüme erfreuen sich aller Farben des Regenbogens, denn auch die feiernden Menschen erweisen sich als ausgesprochen vielfältig.

Seit 1999 ist der vom SCHMIT-Z e.V., „dem schwul-lesbischen und queeren Zentrum in Trier“, veranstaltete Rosa Karneval mit seiner Rosa Sitzung nicht mehr aus der Faschingszeit wegzudenken, doch bereits mit Louis Scheuer, einem im Jahre 1872 in Luxemburg geborenen Juden, der nicht nur die Trierer Karnevalsszene oder diverse Theaterhäuser in Deutschland oder Luxemburg als auch New York City bereicherte, sondern ebenso bis zu seiner Flucht kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges die als beste gegoltene Handelsschule in Trier betrieb, welche sich in der heutigen Mayersche Buchhandlung am Kornmarkt befand, erwies sich die (Trierer) Karnevalsgesellschaft als Ort, an dem viele Menschen am besten sie selbst und zugleich jemand völlig anderes sein können. Auch Nonnen konnten dem Spaß am Verkleiden nicht widerstehen: Nach der Schließlung des Klosters auf dem Petrisberg wurden mithilfe von Servietten und ähnlichem verzierte Hüte in den Schränken der Ordensschwestern gefunden.

Während dieses Museumsbesuch, der viele atemberaubende Exponate bereithielt, haben wir viel gelernt und das nicht nur über die Hochphase des Karnevals zu Beginn des Jahres, sondern auch über den eigentlichen, jedoch durch die Adventszeit und das Weihnachtsfest deutlich besinnlicheren Saisonbeginn des Karnevals am 11.11., dem Sankt-Martins-Tag, der zugleich einst eine weitere Fastenzeit, die zum Teil auch einfach dadurch bedingt war, dass die Menschen zum damaligen Zeitpunkt ohnehin wenig zum Speisen hatten, einläutete. Aufgrunddessen lässt sich sagen, dass es uns eine große Freude bereitet hat, mehr über den Hintergrund des Karnevals oder der damit einhergehenden trierischen Ausrufe wie „Helaudi!“, was ursprünglich einmal ein Ausruf an den Fährmann war, er solle rüberkommen („Hallo! Hol mich!“), zu erfahren.


Text: Diana Podoynitsyn

Fotos Sarah D. Michels

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