Lille: Diesem Austausch sahen wir mit Nervosität, Aufregung, aber auch Freude entgegen. Schließlich würden wir eine Woche lang allein in einer fremden Gastfamilie verbringen, die noch dazu fast nur französisch sprach.
Schon während der Fahrt nach Lille, die scheinbar wie im Flug verging, hatte man unseren Mitschülern angemerkt, dass sie nervös waren – genauso wie wir! Als wir schließlich ankamen, war der erste Eindruck der Schule überwältigend: Sie ist riesig. Zunächst wurden wir mit Köstlichkeiten und Getränken versorgt. Und dann kam der große Moment, auf den alle gewartet hatten: Wir trafen unsere Austauschschüler zum ersten Mal!
Anschließend durften wir noch die Schule besichtigen, was eine längere Zeit in Anspruch nahm und sehr verwirrend war, da das Gelände wirklich groß ist. Das liegt unter anderem daran, dass alle Schuleinheiten vertreten sind: die Grundschule, das Collège (Mittelstufe) und das Lycée (Oberstufe). Dazu kommt noch, dass die meisten Schüler aus den umliegenden Dörfern auf diese Schule gehen und sogar extra Busse dafür verwendet werden. Das Dorf, in dem das Lycée Sainte-Marie liegt, Beaucamps-Ligny, ist dagegen sehr klein. Unsere Gastfamilien waren von der ersten Sekunde an sehr herzlich und liebevoll und versuchten uns in ihr tägliches Leben einzubringen. Das Essen war bei allen unterschiedlich, uns hat auf jeden Fall geschmeckt!
Am nächsten Tag (Mittwoch) besuchten wir zunächst den Unterricht, was eine interessante Erfahrung war. Uns fiel auf, dass der Lehrer sehr viel sprach und die Schüler vor allem mitschrieben, mündlich allerdings nicht so viel einbezogen wurden wie bei uns. Für manche ist dies vielleicht eine gute Lehrtechnik, doch für uns war es ein bisschen schwierig, dem Unterricht zu folgen. Ab zwölf Uhr hatten wir frei, was bei den Franzosen nur mittwochs der Fall ist. Sonst haben sie auch nachmittags Schule. In dieser freien Zeit lernten wir unsere Austauschpartner noch besser kennen und hatten viel Spaß dabei.
Donnerstags war unser gemeinsamer Ausflugstag nach Boulogne-sur-Mer. Dort besuchten wir das Meeresaquarium „Naucicaá“. Das war eine wunderschöne Erfahrung, denn uns wurde die bunte Unterwasserwelt nähergebracht. In Gruppen durften wir die zwei verschiedenen Ausstellungen besuchen und lernten viele verschiedene und faszinierende Meereswesen kennen. Leider war unsere Zeit im Aquarium nur begrenzt, da die Fahrt dorthin eine Weile dauerte. Trotzdem haben wir sehr schöne Erinnerungen von diesem Ort mitgenommen und würden jederzeit wiederkommen. Auch hatten wir noch Gelegenheit, an den Strand zu gehen. Den Abend verbrachten wir unseren Gastfamilien.
Freitagvormittags besuchten wir und die anderen deutschen Schüler die Stadt Lille. In ausgelosten Gruppen haben wir eine Stadtrallye gemacht und lernten dadurch die schönsten Plätze der Innenstadt kennen. Bei einer Station konnte unsere Gruppe nicht widerstehen, eine leckere Spezialität Nordfrankreichs zu probieren: Die Merveilleux (auf Deutsch: wunderbar), die eine Mischung aus Schokokuss und weichem Teig sind und einzigartig gut schmeckten. Natürlich gab es nicht nur Essen, sondern auch prachtvolle und teilweise schon sehr alte Gebäude zu sehen wie zum Beispiel die Cathédrale Notre-Dame-de-la-Treille, die eine sehr moderne Fassade hat, oder kleine, verschlungene Gassen mit hübschen Läden. Als wir dort waren, wurde uns vor Augen geführt, wie schön Lille wirklich ist, insbesondere die Altstadt. Anschließend ging es zurück in die Schule, wo wir dann nach dem Essen in der Kantine drei Stunden Nachmittagsunterricht hatten. Abends hatten die französischen Austauschpartner eine Feier für uns organisiert, bei der gegrillt, getanzt und gelacht wurde.
Samstags begann der Tag für uns bei der Trampolinhalle „Jump XL“, wo wir sehr viel Spaß hatten, viele der anderen Deutschen getroffen haben und uns noch einmal mehr mit den französischen Austauschschülern unterhielten. Der restliche Tag lief für alle individuell ab. Abends ließen viele den Tag mit einem Restaurantbesuch mit der Familie ausklingen.
Sonntag war der Abreisetag. Morgens blieb wenig Zeit, uns von der Gastfamilie zu verabschieden. An diesem Punkt wurde uns noch einmal bewusst, wie sehr wir sie eigentlich ins Herz geschlossen hatten. Deswegen fiel uns der Abschied auch sehr schwer, was auf Gegenseitigkeit beruhte. Schweren Herzens machten wir uns mit den französischen Austauschschülern auf den Rückweg nach Trier, wo wir weitere fünf Tage miteinander verbrachten.
Fazit: Uns beiden hat der Austausch sehr gut gefallen und wir haben viele neue Freundschaften geschlossen. Die Fahrt nach Lille hat außerdem unser Vokabular erweitert. Wir haben viele neue Erfahrungen gemacht und die Zeit sehr genossen.
Text: Annika Franke (9c) und Luca Marie Müller (9b)